Knapp

[1650] Knapp, -er, -este, adj. et adv. ein vorzüglich in Niedersachsen übliches Wort. 1. Eigentlich. 1) Nahe anliegend, fest anschließend. Das Kleid liegt knapp an.


Wie schalkhaft verräth

Das knappe Corset,

Das schließende Mieder

Die schlankesten Glieder!

Weiße.


2) Enge. Knappe Schuhe tragen. Das Kleid ist mir zu knapp. 2. Figürlich. 1) Schwer zu haben und zu erwerben, klamm, klemm. Das Geld ist bey ihm knapp. Das Wasser ist bey der großen Dürre sehr knapp geworden. 2) Kaum hinreichend. Zu knapp messen. 3) Sparsam, genau. Er ist ein wenig knapp. 4) Sich knapp behelfen, sparsam leben müssen, kaum seine Nothdurft haben. Es gehet ihm knapp, er ist dürftig. Es gehet hier sehr knapp zu, sehr sparsam. 5) Kaum, als ein Nebenwort. Es wird knapp zureichen. Ich kann es knapp glauben. 6) Kurz, der Dauer nach. Knapp darauf, gleich darauf. Er kam knapp nach mir, gleich nach mir.

Anm. Im Dän. ist kneben enge, genau, und neppe kaum, im Nieders. nippe genau, scharf, und im Schwed. knapp geschwinde, enge und karg, napp aber enge. Es scheinet entweder aus genau, Nieders. nau, geworden zu seyn, und mit[1650] demselben von nahe abzustammen, oder unmittelbar zu dem folgenden Zeitworte knappen zu gehören, S. dasselbe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1650-1651.
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