Knoten, der

[1671] Der Knoten, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Knötchen, Oberd. Knötlein, Knötel.

[1671] 1. Überhaupt, eine jede runde oder rundliche, gemeiniglich irreguläre feste Erhöhung an einem Körper, ingleichen ein rundlicher irregulärer harter Körper selbst; beydes am häufigsten in gewissen einzelnen, einmahl eingeführten Fällen, besonders von runden harten Auswüchsen des Thier- und Pflanzenreiches. Harte Geschwüre in und auf der Haut werden so wohl Knoten als Knollen genannt, welchen Nahmen auch der Knöchel am Fuße in einigen Gegenden führet. An den Halmen der Grasarten und an dem Rohre sind die Knoten die rundlichen Absätze, welche die Schüsse von einander absondern, und an einem Stabe sind es die hervor ragenden überbleibsel der Äste und Zweige, welche an einem Baume, wenn sie groß und sehr fest sind, Knorren heißen. Daher ist ein Knotenstock oder knotiger Stock ein mit solchen Knoten versehener Stock. Die Samenkapseln des Flachses oder Leines sind in Ober- und Niederdeutschland nur unter dem Nahmen der Knoten bekannt; Nieders. Knutten. Der Flachs hatte Knoten gewonnen, 2 Mos. 9, 31. Und im Oberdeutschen führen diesen Nahmen auch die Augen des Gewächsreiches, welche im Hochdeutschen Knospen genannt werden. Der Feigenbaum hat Knoten gewonnen, Hohel. 2, 13. Im Weinbaue sind die Knoten oder das Knotholz die zur Fortpflanzung abgeschnittenen Reben, entweder, weil sie aus den Knoten, d.i. rundlichen Erhöhungen, unten am Stamme heraus wachsen, oder auch, weil sie nahe an einem Knoten oder Absatze abgeschnitten werden, und auch Schnittlinge, Schnittholz heißen. Die zurück gebliebenen Enden führen gleichfalls den Nahmen der Knoten, sonst aber auch der Stürzel und Schenkel. Indessen stehet es dahin, ob es in diesen beyden Bedeutungen nicht zu einem andern Stamme gehöret, entweder zu schneiden, welches ohne Zischlaut chneiden, kneiden lautet, oder auch zu Knüttel. Im Oberdeutschen werden so wohl die wilden Holzbirnen, besonders wenn sie getrocknet worden, als auch die Klöße, so fern sie eine Speise sind, Knoten, Knötlein, Knötel und Knödel genannt, S. das letztere. In den Zinnbergwerken sind die Knötel Zwitter, oder Zinnsteinstufen in der Größe der Trauben- und Hühnereyer, zum Unterschiede von den kleinern Graupen.

2. In engerer Bedeutung ist der Knoten an dünnen biegsamen Körpern eine feste rundliche Erhöhung, welche entstehet, wenn man den Körper als eine Schlinge rund gebogen hält, das Ende hindurch steckt, und ihn sodann zusammen ziehet. 1) Eigentlich. Dergleichen Knoten pflegen die Nähterinnen am Ende eines Fadens zu machen, damit er im Nähen nicht durchfahre. Einen Knoten machen, auflösen. Knoten in einem Stricke, in einem Bindfaden machen. Bey den Nähterinnen sind die Knötchen eine Art des Ausnähens, wo sich die Stiche in einem kleinen Knoten vereinigen, welche Art zu nähen knöteln und in einigen Gegenden knöpfeln genannt wird. In den Perrucken sind die Knoten lange Zöpfe an dem Hintertheile, deren jeder in einen einfachen Knoten aufgeschürzet worden, S. Knotenperrucke. Besonders dienen die Knoten dieser Art, zwey Fäden oder ähnliche biegsame Körper mit einander zu verbinden, S. Kreuzknoten, Weberknoten. Einen Knoten schlagen oder schürzen, d.i. machen. 2) Figürlich. (a) In der Astronomie werden die beyden Puncte in der Ekliptik, in welchen die erweiterte Bahn des Planetens sie durchschneidet, nach dem Muster des Latein. Nodus, Knoten genannt. Der aufsteigende Knoten, Nodus ascendens, wenn der Planet über die Ekliptik in die nördlichen Zeichen tritt. Der fallende oder niedersteigende Knoten, Nodus descendens, wenn er unter die Ekliptik in die südlichen Zeichen steiget. Bey dem Mond wird jener der Drachenkopf, und dieser der Drachenschwanz genannt.[1672] (b) Ein Hinderniß, dessen Hebung schwer und ungewiß ist. Das Ding hat einen Knoten. Das ist der Knoten. Das ist ein harter Knoten. Einen Knoten auflösen, das Hinderniß aus dem Wege räumen. Auch ein Hinderniß der Erkenntniß, der Überzeugung wird ein Knoten genannt. Ein Zweifelsknoten. Jemanden den Knoten auflösen, ihm die Sache erklären, ihm den Zweifel heben. In einem Schauspiele, Heldengedichte, erdichteten Geschichte und so ferner sind die Knoten die vorgeworfenen Hindernisse, welche dem gehofften Ausgange widerstehen, und welche auch die Verwickelung genannt werden.

Anm. 1. Knorren, Knollen und andere verwandte Wörter haben theils den Nebenbegriff einer beträchtlichen Größe, theils des Unförmlichen. Knoten kann von allen Arten der Größe gebraucht werden, hat aber doch den Nebenbegriff des Irregulären, daher es in folgenden biblischen Stellen, dem Hochdeutschen Sprachgebrauche nach, nicht an seinem rechten Orte stehet. Inwendig war das Haus eitel Cedern mit gedrehten Knoten und Blumwerk, 1 Kön. 6, 18. Der Knoten (am ehernen Meere) waren zwo Reigen gegossen, Kap. 7, 24; 2 Chron. 4, 3; wo ohne Zweifel Knöpfe oder Knäufe zu verstehen sind. Im gemeinen Leben der Hochdeutschen lautet es, so wie viele andere Wörter auf en, nur Knote, des -ns, u.s.f.

Anm. 2. Im Nieders. Knutte, wo auch knutten knüpfen, und knütten stricken ist, im Angels. Cnotta, Cnyt, im Engl. Knot, im Dän. Knude, im Schwed. Knut, im Böhm. Knot, im Latein ohne Gaumenlaut Nodus, im Ital. Nodo. Es ist mit Knochen, Knopf, Knauf, Knollen, Knorren, und den übrigen dieses Geschlechtes, welche nur in den Ableitungslauten verschieden sind, genau verwandt. Das Hebr. Ganad, knüpfen, das Griech. νƞθειν, nähen, und das Lat. nectere, gehören gleichfalls dahin. Im Schwed. ist Knota und im Isländ. Hnota der Knochen, und in der letztern Sprache Hnatt und Hnottur eine kleine Kugel. S. auch Knüttel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1671-1673.
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