Kogel, die

[1682] Die Kogel, plur. die -n. 1) Ein im Hochdeutschen veraltetes, aber noch in einigen Oberdeutschen Gegenden übliches Wort, eine Art eines Kopfputzes, besonders des andern Geschlechtes zu bezeichnen, welches eine kugelförmige Gestalt hatte, und einem Türkischen Bunde glich, daher derselbe auch von ältern Schriftstellern eine Gugel, Kogel oder Kugel genannt wird. In diesem Verstande scheinet es auch Luther Ezech. 23, 15 genommen zu haben, wo es heißt, daß die Babylonier und Chaldäer bunte Kogel auf ihren Köpfen tragen. In der Randglosse sagt er: »Kogel heißt Hebräisch Geruch – Und ist eine Kogel, wie vor Zeiten die Magistri und Studenten Kogel trugen, da viel unnützes Tuchs um den Kopf herhing.« Die Mode veränderte die Gestalt der Kogeln, behielt aber den Nahmen bey, so daß sehr vielerley Arten der Kopftrachten beyder Geschlechter diesen Nahmen führeten. Besonders wurden die Kappen, so wie sie heut zu Tage nicht nur das schöne Geschlecht, sondern auch die Mönche an ihren Kleidern, die Bergleute u.s.f. tragen, Kogeln, Gugeln und Kugeln, ingleichen Gugelhauben, Kogelhauben genannt. Die Bergleute haben dieses Wort noch beybehalten, indem sie ihre Kappen zuweilen Gugeln oder Kugeln zu nennen pflegen. Im Nieders. ehedem Kagel, im Angelsächs. Cugle, bey dem Kero Cucalun, im Lat. Cucullus, welches sich schon bey dem Martial findet, im Ital. Cocolla, im Böhm. Kukla, im Wallach. Kagula, im Alban. Kasulia, alle von einer Kappe, oder doch ähnlichen Kopftracht. Es gehöret zu den Wörtern Kog, Kagel, Kugel u.s.f. so fern solche entweder etwas Erhabenes, und folglich auch Vertieftes, Hohles bezeichnen, oder auch so fern sie nach einer sehr gewöhnlichen Figur eine Bedeckung, Bekleidung bedeuten. Im Wallisischen ist daher Cochl ein Mantel.

2) Ein Oberdeutsches mit dem vorigen genau verwandtes Wort, welches den Gipfel, die Spitze eines Berges bedeutet, und zuweilen gleichfalls Gugel lautet. Oben auf des Berges Kogel,[1682] Theuerd. Kap. 36. Die Gugeln wo firstenweise gebauet wird, Spergg in der Tyrol. Bergwerksgesch. Im Schwed. ist Kogg der Zahn eines Rades. Es gehöret mit dem vorigen Worte zu dem Geschlechte des Wortes hoch, so daß die Endsylbe el bloß ein Ding, ein Subject bezeichnet, von welchem etwas gesagt wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1682-1683.
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