Lanze, die

[1905] Die Lanze, plur. die -n. 1) Ein Spieß überhaupt, in welcher weitern Bedeutung dieses Wort noch in verschiedenen einzelnen Fällen üblich ist. Die Lanze, womit einer der Kriegsknechte Christum durchstochen haben soll, wird noch unter den kaiserlichen Kleinodien zu Nürnberg verwahret. Die Lanzen der Jäger sind kleine Spießchen mit langen Stielen, womit die wilden Schweine zu Pferde, aber gemeiniglich nur zur Lust, getödtet werden. Bey dem Wallfischfange ist es ein Spieß ohne Widerhaken, womit man die Wallfische und Wallrosse tödtet. Daher das Zeitwort länzen, große Seefische mit Lanzen tödten. Bey den Modellmachern in Thon und Wachs ist die Lanze, Franz. Lance, Lancette, eine Art eines Spatels, welcher auf Einer Seite rund zuläuft, am andern Ende aber viereckig abgeschnitten ist, der weichen Masse allerey Gestalten damit zu geben. 2) Ein großer schwerer Spieß ohne Knebel, dessen man sich ehedem zu Pferde, so wohl im Kriege als auch bey den Turnieren bediente. Daher eine Lanze brechen, turnieren.

Anm. Im Franz. Lance, im Ital. Lancia, im Engl. Lance, im Schwed. Lans, im Isländ. Lans, im Lat. Lancea, im Irländ. Langa, im Griech. λογχƞ. Varro, Nonius und Diodor haben es schon für ein altes Celtisches Wort erkannt, welches so wohl im Lateinischen als Griechischen fremd war. Der erste leitet es von den Celtiberiern, de zweyte von den Sueven, und der dritte von den Deutschen her. Es stammet entweder von lang ab, da es ein langes Gewehr bedeuten würde, oder auch von dem Bretagnischen lanca, werfen, schleudern, Franz. lancer, da es denn ursprünglich einen Wurfspieß bedeutet haben mag.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1905-1906.
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