Link

[2076] Link, adj. et adv. welches dem recht entgegen gesetzet wird, aber nur in einigen Fällen als der Gegensatz von diesem Worte üblich ist. 1) Die linke Hand, diejenige Hand, welche der rechten entgegen gesetzet ist, und welche man nicht so geschickt gebrauchen kann, als diese. Die linke Seite eines Hauses, eines Berges u.s.f. diejenige Seite, welche man zur linken Hand hat, wenn man vor dem Hause oder Berge stehet, mit dem Rücken nach demselben gekehret. Der linke Flügel der Armee. Der linke Fuß. Der linke Ärmel des Kleides. Sich zur linken Hand wenden, zur linken Seite; auch mit Auslassung des Hauptwortes, sich zur Linken wenden; ingleichen in der zweyten Endung, sich linker Hand wenden. Andere Hauptwörter verstatten diese Auslassung nicht so leicht. Die Linke der Stadt, 1 Mos. 14, 15, besser, die linke Seite. Einem linker Hand sitzen, gehen, oder zur Linken. Er weiß nicht, was recht oder link ist, Jon. 4, 11. Link seyn, wöfür man auch sagt, links seyn, die linke Hand so gut gebrauchen können, als die rechte; nur als ein Nebenwort allein. 2) Die linke Seite eines Körpers, die unrechte, die umgewandte Seite, im Gegensatzte der rechten. Die linke Seite des Tuches, eines Zeuges. Die linke Seite des Kleides auswärts kehren, es links anziehen. Anm. Es ist wohl nicht leicht ein Wort auf eine so unläugbare Art durch alle etymologische Veränderungen gegangen als dieses. Bey einigen Schwäbischen Dichtern lautet es wie noch jetzt im Hochdeutschen lingg, bey dem Stryker lenk, im Nieder. lunk, im Dän. ling, in einigen Oberdeutschen Gegenden mit vorgesetztem Gaumenlaute glink, im Holländischen mit vorgesetztem Zischlaute slink. Andere Mundarten stoßen den zufälligen Nasenlaut aus, behalten aber den Gaumenlaut, oder statt dessen den Hauchlaut, wie das Nieders. locht, lochter, lucht, luchter, und Griech. λαιος. Andere schieben ihnen den Blaselaut unter, wie das Engl. left, das Lat. laevus, und Griech. λαφος, der link ist. Noch andere verwerfen beyde und behalten das bloße t mit oder ohne Zischer, wie das Elsassische lätz, letz, und Schwed. lätta; anderer zu geschweigen, denn das alte Oberdeutsche lure, lurk, bey dem Hornegk lercz, im Nieders. sluur, ist ohne Zweifel von einem andern Stamme, so wie das noch in einigen Gegenden übliche tenk. Es scheinet, daß dieses Wort zu dem Geschlechte des veralteten lau, falsch, böse, unecht, Nieders. leg, lege, gehöret, S. Laugold und Leg. In der Rothwälschen Diebessprache heißt ein falscher Paß eine linke Flagge.

Außer den beyden schon gedachten lur und tenk hatte man ehedem noch andere Wörter, unser link auszudrucken. Dahin gehöret das bey dem Ottfried, Willeram und andern befindliche winistra, winstra, welches nicht so wohl zu dem Lat. finister, als vielmehr zu dem alten Wan, Mangel, gehöret; das noch Oberdeutsche äbicht, S. dieses Wort; das noch bey den Fuhrleuten als eine Interjection übliche schwude, vom Wallis. cwith, link, u.s.f. Im gemeinen Leben heißt zu der Hand, zur linken Hand, von der Hand, zur rechten Hand, die Handseite, die linke Seite des Wagens, im Gegensatze der Fernseite, d.i. der rechten Seite; welche Ausdrücke von den Fuhrleuten entlehnet[2076] zu seyn scheinen, welche auf dem linken Pferde vor dem Wagen sitzen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2076-2077.
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