Loben

[2082] Loben, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben bekommt. Es bedeutete,

1. * Ehedem überhaupt, schreyen, eine laute Stimme von sich geben; in welcher Bedeutung es zwar längst veraltet ist, aber doch die verwandten leuen, brüllen, Löwe, Leumund seiner ersten Hälfte nach, laut und andere dieses Geschlechtes mehr hinterlassen hat. S. auch Leben. Besonders bedeutete es, eine vernehmliche Stimme von sich geben, reden, sprechen, und mit vernehmlicher Stimme vorbringen, wo es,

2. In verschiedenen einzelnen Fällen und Arten des Redens oder Sprechens vorkommt. 1) * Erwähnung thun, melden; eine noch im Oberdeutschen und den Kanzelleyen übliche Bedeutung, wo besonders das Mittelwort von beloben in diesem Verstande üblich ist. Mehr belobte, oft belobte, obbelobte Sache, die mehr erwähnte, oft gedachte, oben erwähnte Sache. 2) * Seinen Willen, seine Einwilligung mündlich zu etwas geben, etwas mündlich bewilligen, und hernach bewilligen überhaupt. Im Schwed. lofwa, bey dem Ulphilas laubjan, im mittlern Lat. laudare. Im Deutschen ist nur noch das zusammen gesetzte erlauben in diesem Verstande üblich. S. dasselbe, wo es mit Ihre von dem alten Laf, die Hand, Schwed. Lofwa, abgeleitet worden, sich aber fast noch besser zu diesem Zeitworte rechnen lässet. Im Nieders. ist Lave Erlaubniß, und im mittlern Lat. bedeutete daher Laus, Laudamentum, Laudemium, so wohl die Einwilligung, die Erlaubniß des Lehensherren, als auch das dafür eingeführte Geld, die Lehenware, S. Lobegeld. 3) * Die Aussage eines andern mündlich für wahr halten, und hernach in weiterer Bedeutung, sie überhaupt für wahr halten; Nieders. löven. In diesem Verstande sagen wir jetzt glauben, welches aber auch die Ableitung von dem alten Laf, die Hand, verstattet. S. Glauben. 4) * Versprechen; Nieders. laven, Dän. love, im Schwabensp. loben, Schwed. lofwa.


Der mir bi dem hochsten eide

Lobt er keme mir,

Graf Otto von Bottenleube.


In dieser Bedeutung, in welcher es sich mit Wachtern und Ihre gleichfalls von Laf, die Hand, ableiten lässet, sagen wir noch, geloben, angeloben, verloben, Gelübde u.s.f. S. diese Wörter. Im gemeinen Leben kommt noch hin und wieder das[2082] einfache loben vor. 5) Seine Waare schätzen, einen Preis für eine Waare fordern; noch im gemeinen Leben, so wohl Ober- als Nieder-Deutschlandes. Wie hoch lobt ihr die Waare? wie hoch haltet ihr sie? wie viel fordert ihr dafür? Er hat mir den Degen um zehen Thaler gelobt, gebothen. Nieders. laven. 6) Seinen Beyfall durch Worte zu erkennen geben. Ich lobe ihn darum, d.i. deßwegen. Das ist an ihm zu loben. In der vertraulichen Sprechart oft mit dem Fürworte mir. Ich lobe mir die Mittelstraße, Gell. gebe ihr meinen Beyfall, ziehe sie vor. In diesem Stücke lobe ich mir ihren Freund, das billige ich an ihm. 7) In engerer Bedeutung, jemandes Vorzüge durch Worte an den Tag legen, sein Urtheil von jemandes Vollkommenheiten mündlich ausdrucken. Eines Fleiß, eines Rechtschaffenheit, eines gute Gestalt loben. Jemanden in das Gesicht loben. Von jedermann gelobt werden. Ein jeder Krämer lobt seine Waare. Gott loben, in der Deutschen Bibel, wofür man doch lieber die mehr sagenden und zugleich edlern preisen, erheben u.s.f. gebraucht. S. das Lob. Das Hauptwort die Lobung ist nur in den Zusammensetzungen üblich.

Anm. In dieser letzten Bedeutung im Isidor loban, bey dem Ottfried lobon, im Nieders. laven, im Angels. lofian, im Schwed. lofwa, im Isländ. leiva, im Franz. louer, im Epirotischen lebauem. Die Verwandtschaft mit dem Latein. laudare und unserm laut und Lied, erhellet unter andern auch aus dem Wallisischen llawd, welches so wohl das d als den Deutschen Lippenlaut hat.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2082-2083.
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