Mehlthau, der

[145] Der Mêhlthau, des -es, plur. doch nur von dessen Erscheinung zu mehrern Zeiten, die -e, in der Landwirthschaft, eine weißliche Materie, welche sich wie ein Mehl oder weißer Staub auf die Gewächse legt, dieselben verdirbt, und, wie man lange geglaubt, mit dem Thau vom Himmel fallensoll; zum Unterschiede von dem kleberigen Honigthaue. Die neuern Naturforscher schreiben den Mehlthau gewissen Insecten, besonders aber den Blattläusen zu, andere aber leiten ihn, wenigstens gewisse Arten desselben, von einer Stockung in den Säften der Gewächse her. Auch der weiße Staub, welchen die untersten vertrockneten Blätter[145] der Künbisse bekommen, ist unter dem Nahmen des Mehlthaues bekannt, ob er gleich unstreitig nicht von einem Thaue herrühret. An dem Getreide wird der Mehlthau, wenn er aus einem dem Honigthaue ähnlichen gelbrothen kleberigen Staube bestehet, auch der Rost genannt, Franz. Rouille, Ital. Robbiga, Ruggine.

Anm. Im Oberdeutschen Milthau, Molthau, im Angels. Mildeawe, im Engl. Mildew, im Holländ. Meltaw, im Ital. Melume. Ohne Zweifel wegen des weißen dem Mehle ähnlichen Staubes, obgleich andere dieses Wort bald von Mahl, Makel, Flecken, bald von Milbe u.s.f. hergeleitet haben. Die ältern Schriftstellern begriffen auch den Honigthau, welcher eigentlich rothe Flecken auf den Blättern hinterlässet, unter dem Nahmen des Mehlthaues. Der erstere hieß schon im Griech. μιλτος, welches auch rothe Farbe beudeutete, und in so fern kann es wohl seyn, daß auch Mehlthau zu Mahl, Makel, Flecken, gehöret. In Böhmischen und vielleicht auch in Oberdeutschland wird der Mehlthau Trachten genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 145-146.
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