Morgen

[284] Morgen, ein Nebenwort, welches aus dem folgenden Hauptworte entstanden ist, den nächst folgenden, morgenden Tag zu bezeichnen; zum Unterschiede von heute und gestern. Morgen will ich kommen. Wenn ich morgen noch lebe. Hebe es bis morgen auf. Morgen ist es Freytag. Morgen früh, morgen in der Frühe, im Hannöv. moren morgen, Engl. to morrow morning, gleichsam morgen-Morgen. Morgen Mittag, morgen Nachmittag, morgen Abend. Morgen des Tages sollst du fort, im gemeinen Leben; eigentlich morgendes Tages. Er mag nun heute oder morgen kommen. Heute oder morgen wird auch häufig für eine unbestimmte künftige Zeit gebraucht. Wenn ich heute oder morgen sterben sollte. Lieber heut als morgen,[284] je eher je lieber. Er ist so vergafft in sie, daß er sie lieber heute als morgen nähme, Less. Übermorgen, an dem zweyten folgenden Tage. Ingleichen mit einigen Vorwörtern. Ich bin auf morgen schon versprochen. Von morgen an. S. auch Mórgend.

Anm. Im Tatian lautet dieses Nebenwort morgan, morgana, in den gemeinen Oberd. Mundarten zusammen gezogen morn, im Nieders. morgen, im Angels. to morgen, im Engl. to morrow, im Irländ. marach, mit welchem, wenn man die Versetzung der Buchstaben annimmt, das Hebr. מחר, morgen, überein kommt. Daß dieses Nebenwort aus dem folgenden Hauptworte entstanden sey, und eigentlich die Zeit um den Anbruch des nächst folgenden Tages bedeute, erhellet aus dem Ottfried, der in Morgen und zi Morgane noch für den folgenden Tag, postridie, gebraucht. Auf ähnliche Art ist das Franz. demain aus mane gebildet. Übrigens kann dieses Nebenwort nur alsdann gebraucht werden, wenn der nächst folgende Tag dem Redenden noch wirklich bevor stehet, nicht aber in dem Laufe der Erzählung von dem folgenden Tage überhaupt. S. das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 284-285.
Lizenz:
Faksimiles:
284 | 285
Kategorien: