Nacht-Rabe, der

[399] Der Nacht-Rabe, des -ns, plur. die -e, ein Nahme, welcher verschiedenen Vögeln beygeleget wird, welche des Nachts herum fliegen, und dabey eine widrige Stimme haben. 1) Der Nachteule, welche bey dem Notker und in den Monseeischen Glossen Nahtram genannt wird, von dem veralteten ramen, raben, schreyen, ingleichen herum schwärmen. 2) Einer Art Reiher von der kleinern Art, welcher sich durch die drey auf dem Kopfe befindlichen Fockfedern unterscheidet; Ardea Nycticorax L. bunter Reiher, Schildreiher, Fischreiher, Nachtram, Nachtreiher, Focker, (S. 2 Focke.) 3) Am eigentlichsten führet diesen Nahmen eine Art großer Schwalben, von schwarzer oder dunkelbrauner Farbe, welche die Größe eines Guckgucks hat, und sich nur im Dunkeln sehen lässet, da sie ein beständiges widriges Geschrey macht; Hirundo Caprimulga Klein. Caprimulgus L. Ihm singt die Eule nicht banges Unglück und der traurig krächzende Nachtrabe, Geßn. Er wird auch Nachtschade, Nachtschatten, Nachtschwalbe, Nachtwanderer, Nachtram, Nachtvogel, Pfaffe, weil er bey Tage schläft Tageschläfer, und weil er, einem alten Mährchen zu Folge, den Ziegen die Milch aussaugen, und die Kinder in der Nacht beschädigen soll, auch Ziegenmelker, Geißmelker, Ziegensauger, Milchsauger, Kindermelker u.s.f. genannt. Im Dänischen heißt er Natravn, Natskade, Astenbakken, Flaggermuse, im Engl. Night-Jarr, Night-Raven. Die letzte Hälfte des Wortes Nachtrabe zielet entweder auf seine düstere rauhe Stimme, oder stammet auch von raben, Engl. to rove, herum schwärmen, ab. 4) Figürlich pfleget man auch einen Menschen, welcher des Nachts herum schwärmet, oder sich des Nachts allerley lärmende Geschäfte macht, einen Nachtraben zu nennen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 399.
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