Pappe, die

[652] Die Pappe, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n. 1) Ein dicker Brey, vorzüglich im gemeinen Leben. So wird der dickliche Mehlbrey, womit man Kinder zu nähren pflegt, ehe sie Zähne bekommen, und welcher auch Muß heißt, Kinderpappe, Mehlpappe, und nur Pappe schlechthin genannt. Dem Kinde Pappe einstreichen. Bey den Buchbindern und einigen andern Handwerkern ist die Pappe ein dicker Brey von groben Mehle, welcher statt des Kleisters gebraucht wird; Buchbinderpappe. S. Pappen. Im Schiffsbaue ist die Pappe oder der Papp eine Art der Schiffstheerung, um die Schiffe auf weiten Reisen vor den Seewürmern zu verwahren, da er denn aus Harz, Talg, Schwefel, Thran und gestoßenem Glase zusammen gesetzet wird. 2) Mehrere bis zu einer gewissen Dicke zusammen gepappte oder gekleisterte Blätter Papier. Pappe machen, mehrere Blätter Papier zusammen pappen, um diese dicke Masse hervor zu bringen. Jetzt wird diese Pappe ohne Pappe und Kleister sogleich auf den Papiermühlen aus einer schlechtern Papiermasse verfertiget. Ein Buch in Pappe binden, ein Bogen, ein Stück Pappe. Bey den Buchbindern ist dafür auch Pappendeckel üblich, welches so wohl collective für Pappe, als auch von einzelnen Stücken und Bogen Pappe gebraucht wird.

Anm. So fern dieses Wort Brey bedeutet, lautet es in einigen niedrigen Mundarten auch Päppe. In einigen Gegenden ist es männlichen Geschlechtes, der Papp. Das Ital. Pappa, das Engl. Pap, das Latein. Pappa bey dem Varro, bedeuten gleichfalls Brey, besonders aber Kinderbrey. Es kann seyn, daß dieses Wort aus der Sprache lallender Kinder entlehnet worden, welchen die Sylbe ba, bab, pap am leichtesten auszusprechen sind, daher sie auch alle ihnen besonders wichtigen Gegenstände damit zu nennen pflegen. S. auch Papa. Es kann aber auch seyn, daß es den Laut nachahmet, welchen ein zahnloser Mund bey dem Essen des Breyes und anderer weichen Speisen von sich gibt. S. Pappen. Im Niederdeutschen und einigen andern Mundarten lautet dieses Wort mit dem eingeschalteten verwandten m Pampe, Pimpe, S. Schlampampen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 652.
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