Paternoster, das

[670] Das Paternóster, des -s, plur. ut nom. sing. ein aus den beyden ersten Worten des Lat. Vater unser, Pater noster, zusammen gezogenes und besonders in der Römischen Kirche übliches Wort. 1) Das Vater unser, das Gebeth des Herren. Ein Pater noster bethen. 2) Jede zehnte große Kugel in dem Rosenkranze, bey welcher das Vater unser gebethet wird, dagegen bey den kleinern Zwischenkugeln nur das Ave Maria gesprochen wird; daher denn, 3) auch der Rosenkranz selbst das Paternoster heißt,[670] in Baiern der Bether. 4) Figürlich führen noch verschiedene Dinge wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem Rosenkranze den Nahmen des Paternosters. Dergleichen sind verschiedene an eine Schnur gereihete Arten des Geschmeides, Geldstücke u.s.f. welche man den Kindern um den Hals zu hängen pflegt, und welche an einigen Orten auch das andere Geschlecht zur Zierde trägt. Auch eine geringere Art des aus Preußen, Curland und Liefland zu uns gebrachten Flachses führet den Nahmen Paternoster oder Paternoster-Flachs, vielleicht weil er zuweilen mit gedreheten Knocken unvermischt ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 670-671.
Lizenz:
Faksimiles:
670 | 671
Kategorien: