Pfoste, die

[752] Die Pfoste, plur. die -n, Diminut. das Pföstchen, ein senkrecht stehendes, starkes, gemeiniglich viereckiges Holz, welches etwas trägt oder stützet. Die Brückenpfähle, welche das Joch der Brücke tragen, werden in vielen Gegenden Pfosten genannt. Besonders heißen in der Zimmermannskunst, die senkrecht stehenden starken Hölzer, welche eine Thür- oder Fensteröffnung zu beyden Seiten einfassen, Pfosten, Fensterpfosten, Thürpfosten, dagegen daselbst andere senkrecht stehende Bauhölzer gemeiniglich Säulen genannt werden. So halte ihn sein Herr an die Thür oder Pfosten, (Pfoste,) 2 Mos. 21, 6. Und sollt sie über deines Hauses Pfosten schreiben und an die Thore, 5 Mos. 6, 9. Eli saß an der Pfosten (Pfoste) des Tempels, 1 Sam. 1, 9. In welchen so wie in mehrern Stellen Luther es auf eine sonst ungewöhnliche Art für die Thür selbst gebraucht. Auch das senkrechte starke Holz in der Mitte eines Fensters heißt eine Pfoste, so wie verschiedene andere Arten starker senkrechter Hölzer, welche etwas tragen; wohin die Bettpfosten, welche die Seitenbreter des Bettes tragen, die Gangpfosten, welche einen Gang tragen, u.s.f. gehören. In weiterer Bedeutung werden bey den Tischlern, Zimmerleuten u.s.f. starke Bohlen, welche drey bis vier Zoll dick sind, so lange sie noch unverarbeitet sind, Pfosten genannt. Im Oberdeutschen führen auch schwächere Stützen, z.B. die dünnen Stangen, welche zu den Bohnen, Erbsen u.s.f. gesteckt werden, damit sie sich daran hinauf ranken, den Nahmen der Pfosten, Bohnenpfosten, Erbsenpfosten u.s.f. Ja im Ital. ist postare stäbeln, stängeln, solche Stangen zu den Gartengewächsen stecken.

Anm. Im Engl. und Schwed. Post, im Wallisischen Post, im Franz. Poste und Poteau, im Lat. Postis. Es scheinet zunächst den Begriff der Höhe oder doch der senkrechten Richtung zu haben, da es denn mit dem Holländ. Faas, in einigen gemeinen Mundarten Föste, die Firste, der Giebel, den Latein. Fastigium, Festuca, u.a.m. Eines Geschlechtes seyn würde. Indessen kann auch der Begriff des Tragens der herrschende seyn, da es denn zu dem Griech. βασαζω und zu unserm bären, tragen, gehören würde, indem r und s sehr häufig mit einander verwechselt werden. In einigen Gegenden ist es männlichen Geschlechtes, der Pfost oder Pfosten.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 752.
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