Preis (2), der

[830] 2. Der Preis, des -es, plur. die -e. 1. Überhaupt eine Sache, welche der Willkühr eines jeden überlassen ist; wo es aber nur noch indeclinabel und ohne Artikel in verschiedenen Redensarten üblich ist, in denen es alles Ansehen eines Nebenwortes hat. Etwas Preis geben, es der Willkühr eines jeden überlassen. Eine Stadt Preis geben, sie den Soldaten zur Plünderung überlassen. Sich den Lastern Preis geben, sich ihnen ohne Widerstand überlassen. Wenn es niemand wagen will, sich dem Sturme Preis zu geben, so will ich es thun, Gell. Sich der Gefahr Preis geben, sich in dieselbe wagen. Etwas Preis machen, es Beute machen, als eine der Willkühr eines jeden überlassene Sache sich zueignen; ingleichen, so wie Preis geben, der Willkühr anderer überlassen. Es ging alles Preis, was da war. 2. In engerer Bedeutung, eine dem Wetteifer anderer ausgestellte oder überlassene Sache, eine[830] Belohnung, so fern sie in einem Wettstreite dem Würdigsten zuerkannt wird. 1) Eigentlich. Einen Preis auf etwas setzen, einen Preis aussetzen, aufstellen. Die Akademien und gelehrten Gesellschaften pflegen jährlich gewisse Preise auszusetzen. Den Preis davon tragen, erhalten, bekommen. Jemanden den Preis zuerkennen, zusprechen, ertheilen, geben. Daher die Preisfrage, diejenige Frage, auf deren beste Auflösung ein Preis gesetzet wird; die Preisschrift, diejenige Schrift, welche den Preis erhalten hat, mit dem Preise gekrönet worden; zuweilen auch in weiterer Bedeutung, eine Schrift, welche sich mit um den Preis bewirbt. Die R.A. einen Preis auf jemandes Kopf setzen, gehöret gleichfalls hierher, kann aber auch zu dem folgenden Worte des bestimmten Werthes gerechnet werden. Bey den Ritterspielen, Turnieren, Kampfspielen und andern dem Wetteifer anderer bestimmten Übungen werden gleichfalls Preise ausgesetzt und erhalten. 2) Figürlich, eine jede Belohnung; in welcher Bedeutung es doch nur noch zuweilen in der dichterischen Schreibart vorkommt, außer derselben aber veraltet ist. Der Tugend Preis.

Anm. Da dieses Wort in der ersten Bedeutung nie anders als adverbisch gebraucht wird, so könnte man es hier füglich auch als ein Nebenwort betrachten, und folglich mit einem kleinen Buchstaben schreiben. Allein es scheinet ursprünglich ein wahres Hauptwort zu seyn, welches ein Seitenverwandter von dem Franz. Prise (siehe Prise) und dem Lat. Praeda ist, und mit denselben von dem veralteten reisen, nehmen, in den Monseeischen Glossen ruzan, wovon unser reißen das Intensivum ist, abstammet. In Fausts Limburgischen Chronik heißt Preisschiff ein erbeutetes Schiff, eine Prise. Im Holländ. ist ruiten plündern. Sagt doch auch jedermann adverbisch, etwas Beute machen, und nicht selten hört man auch, eine Sache Beute geben, für, sie Preis geben. In der zweyten Bedeutung, wo es schon bey dem Stryker und seinen Zeitgenossen Pris, im Schwed. gleichfalls Pris, lautet, wird es gemeiniglich zu dem folgenden Worte gerechnet, von welchem es sich auch ohne großen Zwang würde ableiten lassen, wenn nicht die hier angegebene Abstammung mehr Wahrscheinlichkeit für sich hätte, indem der Begriff des Wetteifers hier allerdings der herrschende zu seyn scheinet. Über dieß bestätiget die verschiedene Schreibart in den verwandten Sprachen die Verschiedenheit in der Abstammung. Der Preis in dieser Bedeutung heißt im Engl. Prize, der bezahlte Werth Price, und das Lob Praise. Das Lat. Praemium und Griech. βραβειον sind von Preis in der zweyten Bedeutung nur im Endlaute unterschieden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 830-831.
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