Rank (2), der

[931] 2. Der Rank, des -es, plur. die Ränke. 1. * Eigentlich, die Krümmung; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche aber noch in einigen Oberdeutschen Gegenden üblich zu seyn scheinet. Bey dem Pictorius ist der Rank einer Gasse ihrer Krümmung, und Stumpf, ein Schweizer, gebraucht Rank von der Krümmung eines Flusses. 2. Figürlich. 1) * Ausflucht, Ausflüchte, verschlagene, aber ungegründete Entschuldigungen, in welchem Verstande man auch sagt, sich drehen und winden, welchen Begriff das Wort Rank gleichfalls gewähret. Es ist auch in dieser Bedeutung im Hochdeutschen veraltet. Sie wollten ihr Thun mit langen Ränken schmücken, Faust in der Lübeckischen Chronik bey dem Frisch. 2) * Ein jeder Kunstgriff, in der weitesten und folglich auch guten Bedeutung, eine andern unbekannte und auf Fertigkeit gegründete Art seine Absicht zu erreichen; wo zunächst gleichfalls auf die Geschwindigkeit, oder geschlanke, geschmeidige Bewegung gesehen wird. Auch hier ist es im Hochdeutschen veraltet. Ein kluger Rank. Ich will euch lern ein sondern Rank, Theuerd. Kap. 68. Sprichw. Rank überwindet den Klang, d.i. Verschlagenheit, oder auch Geschicklichkeit, überwindet die Beredsamkeit. 3) Im engsten Verstande, ein solcher Kunstgriff, zur Erreichung einer unerlaubten Absicht, oder zum Nachtheil anderer. Jemanden einen Rank spielen. Jemanden den Rank ablaufen, ihn überlisten, seinen Kunstgriffen zuvor kommen, selbige vereiteln; wo viele das Wort Rang schreiben, S. dasselbe. Allein es ist wahrscheinlicher,[931] daß es das gegenwärtige Wort ist. Ihr lebhafter Witz verleitet sie oft, ihre Geschwister zu necken, und ihnen kleine Ränke abzulaufen, Weiße. Welcher Plural nicht Statt fände, wenn es das Wort Rang wäre. Im Oberdeutschen ist die einfache Zahl in dieser Bedeutung völlig gangbar; allein im Hochdeutschen ist nur allein der Plural üblich, weil man daselbst die einfache Zahl aus einer bloßen Unterlassungssünde hat veralten lassen. Mit Ränken umgehen. Ränke brauchen, spielen. Voller Ränke seyn. Jemandes Ränke entdecken. Die Bösen sind verschlagen, und haben geschwinde Ränke, Ps. 64, 7.

Anm. In der letzten figürlichen Bedeutung im Holländ. Ranken, im Schwed. im Plural Ränker, im Isländ. mit dem vorgesetzten Hauchlaute und ohne Nasenlaut Hreckior, im Angels. mit vorgesetztem Blaselaute Vrenc, Vrenca, im Engl. Wrenches. Selbst im Türkischen und Persischen ist Renk der Betrug. Der erste und ursprüngliche Begriff in diesem Worte ist der Begriff der schnellen Bewegung, und in engerer Bedeutung, der schwankenden oder schlängelnden Bewegung. Noch im Schwed. ist ranka schwanken, und in der Schwäbischen Mundart ranken den Leib hin und her bewegen, so wie in den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden rankern ungestüme Bewegungen machen ist. Der Begriff der Länge ist mit diesem Begriffe der Bewegung genau verbunden, so daß man sich über die Verwandtschaft der Wörter rennen, rinnen, Ring, ringen, Rang, Range, rank, Ranken u.s.f. nicht verwundern darf. Von den Ränken in der letzten figürlichen Bedeutung hat auch der Nahme Reineke, welchen der Fuchs bey den Dichtern führet, seinen Ursprung, S. dieses Wort.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 931-932.
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