Rasch

[939] Rásch, -er, -este, adj. et. adv. 1) Eigentlich, schnell, von der Bewegung. Sy ist resch, möcht euch entrinnen, Theuerd. Kap. 61; von einer wilden Sau. Eile risch und stehe nicht still, 1 Sam, 20, 38; wofür in der Hallischen Ausgabe das Wort frisch gesetzt worden, Rasch mit dem Munde seyn, schnell in Antworten. Ein rascher Sinn, der sich schnell zu etwas entschließt, ingleichen, der schnell aufgebracht wird. Ein rascher Pferd, ein schnelles, flüchtiges. 2) Figürlich, mit dem Nebenbegriffe der innern Stärke und des darauf gegründetes Muthes, welcher Nebenbegriff auch in der vorigen Bedeutung, obgleich nicht so merklich, vorhanden ist. Er ist so flink und rasch als ich, Weiße. Ein rasches Pferd, ein muthiges, hitziges. Die Hunde sind rasch, wenn sie das Wild so wohl schnell als auch muthig verfolgen. Da es denn in manchen Fällen auch nach einer noch weitern Figur von einem gewissen Grade der innern Stärke, so bald derselbe mit einer Bewegung verbunden ist, gebraucht wird. Ein rascher Wind, der schnell und stark bläst, aber noch nicht den Nahmen eines[939] heftigen Windes verdienet. Ein rasches Feuer anmachen, welches schnell und helle brennet.

Anm. Bey dem Notker rosche, in den Monseeischen Glossen rasco, in der Parän. Tyrol. risch, noch jetzt in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten, rösch, resch, risch, raas, im Nieders. rask und risk, im Schwed. rask, im Engl. rash im Pohln. raczy und rzeski, bey den Krainerischen Wenden rozhne; alle in der Bedeutung des schnell, eilend. Selbst im Arab. ist raaschan schnell einher gehen. Es ist eine Nachahmung des mit der Geschwindigkeit in so vielen Fällen verbundenen eigenthümlichen Schalles, welchen man im gemeinen Leben oft noch jetzt mit rr! hurr! ritsch! ratsch! u.s.f. ausdruckt, S. auch Hurtig, Roß, Rasen das Zeitwort, Kreis, Frisch von der Bewegung, Rauschen u.s.f. welche von eben diesem Begriffe herstammen. Das Franz. Risque und risquer gehören gleichfalls hierher. Da keine Buchstaben leichter in einander übergehen als s und t, so können auch Rad, reiten, das Nieders. drad, hurtig, geschwinde, bey dem Ottfried thrato, das Griech. ῥαδιος, das Ital. ratto und piesto, hurtig, das Engl. rather, und hundert andere mehr nicht von dieser Verwandtschaft ausgeschlossen werden. In einigen Gegenden ist Raschel eine vorschnelle Person, welche in ihren Handlungen eilfertig und unbesonnen ist, raschlich und ruschlich auf solche Art zur Unzeit eilfertig. Luthers risch ist im Hochdeutschen veraltet, nicht aber im Niederdeutschen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 939-940.
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