Reißke, der

[1070] Der Reißke, des -n, plur. die -n, der besonders in Meißen und Schlesien übliche Nahme einer Art Blätterschwämme, welche einen Strunk und einen Hut hat, der an Farbe dem Hause einer Gartenschnecke gleicht, und einen safrangelben Saft enthält, welchen er, wenn er angestochen wird, als Thränen fallen läßt; Agaricus deliciosus L. In Baiern heißt er Herbstling, weil er im Herbste zum Vorschein kommt; in Österreich Brätling oder Brietling, weil er gebraten wird, und Förchling, weil er gern in den Harz- und Föhrenwäldern wächst; im Nieders. Röte, weil man ihn in Butter zu röten, d.i. zu braten, pflegt, daher er auch in einigen Hochdeutschen Gegenden Röthling, Rehling heißt. Der Nahme Reißke lautet im gemeinen Leben Reitzke, Reitzcher, Reitscher, Rietschke, Rietling u.s.f. Er stammet allem Ansehen nach aus dem Wendischen her, denn im Böhmischen heißt dieser Schwamm Ryzec, und im Pohlnischen Rydz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1070.
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