Reiske

[769] Reiske, Johann Jakob, berühmter Gräzist und Arabist, geb. 25. Dez. 1716 in Zörbig bei Halle, gest. 14. Aug. 1774 in Leipzig, studierte seit 1733 in Leipzig besonders das Arabische, seit 1738 in Leiden Arabisch und Griechisch, kehrte 1746 nach Leipzig zurück und wurde daselbst 1748 außerordentlicher Professor der arabischen Sprache, 1758 nach vielen Nahrungssorgen und Anfeindungen Rektor der Nikolaischule. Auf dem Gebiete der griechischen Literatur ist er ausgezeichnet durch »kolossale Belesenheit und geniale Leichtigkeit des Konjizierens«. Er edierte des Konstantinos Porphyrogennetos »De cerimoniis« (mit Leich, Leipz. 1751–54, 2 Bde.; vervollständigt im »Corpus scriptorum historiae Byzantinae«, Bonn 1829–30, 2 Bde.), die Anthologie des Kephalas (Leipz. 1754), Theokrit (das. 1765–66, 2 Bde.), die griechischen Redner (das. 1770–75, 12 Bde.), Plutarch (das. 1774–82, 12 Bde.), Dionysios von Halikarnaß (das. 1774–77, 6 Bde.), Maximus Tyrius (das. 1774–75, 2 Bde.), die Reden des Dion Chrysostomos (das. 1784 u. 1798, 2 Bde.) und des Libanios (Altenb. 1791–97, 4 Bde.) und gab »Animadversiones ad graecos auctores« (Leipz. 1757–66, 5 Bde.) u. a. heraus. Daneben wurde er in seinen jüngern Jahren bahnbrechend für die arabische Philologie. Sein Hauptwerk ist »Abulfedae annales Muslemici« (lat., Leipz. 1754, wiederholt 1778; arab. u. lat., hrsg. von Adler, Kopenh. 1789–94, 5 Bde.). Sonst nennen wir die Ausgaben: »Abi Mohammed El Kasim Bosrensis vulgo Haririi Consessus XXVI« (arab. u. lat., Leipz. 1737); »Tharaphae Moallakah cum Scholiis Nahas« (arab. u. lat., Leiden 1742); »Abi'l Walidi Ibn Zeiduni Risalet« (arab. u. lat., Leipz. 1755; wiederholt Jena 1770); »Proben der arabischen Dichtkunst, aus dem Motanabbi« (arab. u. deutsch, Leipz. 1765). Auch für die arabische Geschichte, Numismatik und Epigraphik schuf er die wissenschaftlichen Grundlagen. Vgl. seine Selbstbiographie (hrsg. von seiner Gattin, Leipz. 1783) und Morus, De vita Reiskii (das. 1777). Die Briefe gab R. Förster (Leipz. 1897) heraus. – Seine Gattin Ernestine Christine, geb. 2. April 1735 in Kemberg als Tochter des dortigen Superintendenten Müller, gest. daselbst 27. Juli 1798, lernte nach ihrer Verheiratung mit R. (1764) Griechisch und Lateinisch, unterstützte diesen vielfach bei seinen Arbeiten und gab auch den Nachlaß heraus; sie wurde dadurch mit Lessing befreundet.[769] Selbständig lieferte sie besonders Übersetzungen aus dem Griechischen, so »Hellas« (Mitau 1778), »Zur Moral« (Leipz. 1782), »Für deutsche Schönen« (das. 1786).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 769-770.
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