Scheuchen

[1430] Scheuchen, verb. reg. act. scheuen machen, d.i. durch Erregung dunkler Begriffe von einem Übel in die Flucht treiben; am häufigsten von Thieren. Abraham scheuchte das Gevögel davon, Mos. 15, 11. Daß Herden daselbst weiden, die niemand scheuche, Es. 17, 2. Hier fliehet dem gescheuchten Rehe, der aufgejagten Gemse gleich, die königliche Tochter Radmus, Raml. Ingleichen für vertreiben, verjagen überhaupt. Was scheucht die Kuh aus deinem Herzen? In einigen Gegenden wird es auch für scheu und schüchtern machen gebraucht. Die Kinder in der Jugend mit dem Knecht Ruprecht scheuchen. So auch das Scheuchen.

Anm. Im Ital. mit einem andern Endlaute schifare, im Franz. ehedem eschever. Es ist unnöthig, es mit Frischen von dem Zischlaute sch! sch! womit man im gemeinen Leben das Geflügel zu scheuchen pflegt, abzuleiten. Es ist vielmehr das Intensivum und Activum von scheuen, zumahl da dieses Zeitwort ehedem auch als ein Neutrum für fliehen, meiden gebraucht wurde.


Gott alle die verwaile

Dur die ich schuichen muos ir wiplich zartes bilde,

Graf Werner von Honberg.


[1430] In einigen Oberdeutschen Gegenden gehet es irregulär, ich schoch, geschochen. Das Franz. chasser, das niedrige schechten, jagen, u. a. m. sind genau damit verwandt. Ein Schreckbild, die Vögel aus den Gärten und dem Getreide zu verjagen, wird daher in manchen Gegenden eine Scheuche genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1430-1431.
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