Schnurren

[1614] Schnurren, verb. reg. welches ursprünglich eine unmittelbare Onomatopöie ist, und einen dumpfigen brummenden zitternden Ton nachahmet, der von gröberer Art als schnarren und das Nieders. schnirren ist. Es ist in doppelter Gestalt üblich.

I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, diesen Ton von sich geben oder hervor bringen. 1. Eigentlich. Die Maykäfer schnurren im Fliegen, ein altes Spinnrad schnurrt, an manchen Orten schnurren die Nachtwächter mit einer Schnurre. In Dithmarsen schnurren auch die Säue, wenn sie in der Brunft sind, und da man ehedem dieses Zeitwort von mehrern Arten der menschlichen und thierischen Laute gebrauchte, so wird die Schnautze daher im Nieders. noch jetzt die Schnurre genannt. 2. Figürlich. 1) Da eine schnelle kreisförmige Bewegung sehr oft mit einem schnurrenden Laute verbunden ist, so ist schnurren in einigen Gegenden auch, sich schnell im Kreise bewegen, und in weiterer Bedeutung sich nach jeder Richtung schnell bewegen, daher snar, snarre, snarrig, im Nieders. schnell bedeutet. Schnell, hurtig, rasch, u.s.f. gründen sich auf ähnliche Onomatopöien. S. auch Schnörkel. 2) Jemanden anschnurren, ihn heftig anfahren, im Nieders. ihn über die Schnurre hauen; wo schnurren auf ähnliche Art gebraucht wird, wie brummen. Wenn aber schnurren in manchen Gegenden auch bedeutet, seinen Unwillen durch ein mürrisches Stillschweigen an den Tag legen, so scheinet es unmittelbar von dem Nieders. Schnurre, die Schnautze, wie das gleichbedeutende maulen von Maul, abzustammen. 3) Zusammen schnurren, zusammen trocknen, im dürre werden einkriechen. Vielleicht auch als eine Figur von schnurren, sich schnell bewegen, eigentlich schnell einkriechen. Bey dem Hornegk ist schnerfen zusammen ziehen.

II. Als ein Activum, wo es nur in den gemeinen Sprecharten theils für betteln, theils auch wohl für listig stehlen, üblich ist. Schnurren gehn, betteln, in der Rothwälschen Diebessprache schnorren, daher ein Betteljude daselbst ein Schnurrer genannt wird. Sich etwas schnurren, erbetteln, ingleichen es mausen. Einem etwas abschnurren, abbetteln. Nieders. snurren. Eben daselbst ist snoren so wohl schnarchen, als figürlich fanienzen. So auch das Schnurren.

Anm. Niedersächs. snurren, Schwed. snorra. Schnarren, schnirren, schnorren, schnurren, wovon die beyden mittelsten nur in den Mundarten gangbar sind, sind nur in der Höhe und Tiefe des Tones unterschieden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1614.
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