Schonen

[1624] Schonen, verb. reg. act. 1) Sich scheuen etwas zu thun; eine veraltete Bedeutung. Sie schonen nicht vor meinem Angesichte zu speyen, Hiob 30, 10. Man gebraucht es nur noch zuweilen in engerer Bedeutung, sich scheuen etwas aus- oder wegzugeben. Die Unkosten, das Geld schonen.


Thrax schont die Pünctchen auf dem i,

Um Dinte zu ersparen,

Haged.


2) Am häufigsten ist schonen, durch Behuthsamkeit vor Verletzung, Schaden, Verminderung oder Verschlimmerung, und in weiterer Bedeutung vor unangenehmen Empfindungen zu bewahren suchen; wo es im Hochdeutschen in der gewöhnlichen Schreib- und Sprechart mit der vierten Endung gebraucht wird. Den Acker schonen, ihn vor Verschlimmerung bewahren. Seine Kleider schonen, sie vor Verletzung oder Abnützung bewahren. Keine Unkosten, kein Geld schonen. Die Soldaten schonen, ihnen Beschwerden zu ersparen suchen, ingleichen ihre Anzahl unverletzt zu erhalten suchen. Ich will ihn nicht weiter schonen, ihn nicht weiter mit Nachsicht behandeln. Sich schonen, sich vor Beschwerden, Ausgaben, unangenehmen Empfindungen u.s.f. zu bewahren suchen. Ihr Ziegen und ihr Schafe, schonet, o schonet, und reißt das junge Epheu nicht vom weißen Stamme, Geßn. Nur ein Freund schont die Eigenliebe nicht. Im Oberdeutschen und der höhern Schreibart der Hochdeutschen auch mit der zweyten Endung. Du sollt ihrer nicht schonen, 5 Mos. 7, 16. Ein frech Volk, das nicht schonet der Jünglinge, Kap. 28, 50. Schone mein nach deiner Barmherzigkeit, Nehem. 13, 22. Herr! schone dein! Matth. 16, 22. Der Unkosten, der Zeit schonen. Schonet ihr Sturmwinde, schonet des herbstlichen Schmuckes, Geßn. Mit dem Infinitiv ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich. Er schonete zu nehmen von seinen Schafen und Kindern, 2 Sam. 12, 4. So auch das Schonen und die Schonung. Kannst du vergessen, wie viel Schonung du ihm jetzt schuldig bist? Es war entweder Eigennutz oder Schonung, daß er nichts entscheidendes sagen wollte.

[1624] Anm. Im Nieders. schonen, im Pohln. szanowac. Bey unsern alten Oberdeutschen Schriftstellern kommt es so wenig vor, als in den verwandten Sprachen. Es stammet entweder von dem veralteten schon, ganz, welches noch bey dem Kaisersberg vorkommt, her, so daß es eigentlich ganz, unverletzt, erhalten bedeuten, und mit dem Latein. sanus Eines Geschlechtes seyn würde, oder auch, und zwar noch wahrscheinlicher, von scheuen, von welchem es als ein Intensivum, vermittelst der Endsylbe -nen gebildet worden, sich scheuen, schonen, sich scheuen, entsehen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1624-1625.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: