Schränken

[1642] Schränken, verb. reg. welches in einer doppelten Gestalt vorkommt. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, wo es vorzüglich bey den Jägern üblich ist, bey welchen der Hirsch schränkt, wenn er im Gehen die Beine aus einander setzet, wenn er geschränkt, (in der niedrigen Sprechart gekretscht,) gehet. Je größer und stärker der Hirsch ist, desto weiter schränkt er auch. S. 2 Schrank. Sonst sagt man auch in einem andern Verstande, im Gehen schränken oder geschränkt gehen, wenn man im Gehen die Füße kreuzweise setzet, wie Betrunkene zu thun pflegen. Ehedem war es auch für hinken üblich, in welchem Verstande es aber veraltet ist.

2. Als ein Activum. 1) Kreuzweise über einander legen. Mit geschränkten Füßen sitzen, wie die Morgenländer, und unter den Abendländern die Schneider. Die Bäcker schränken das Holz in dem Ofen, wenn sie es kreuzweise über einander legen. Bey den Sägeschmieden wird die Säge geschränkt, wenn die Zähne aus einander gebogen werden, wo es aber auch das Activum von dem vorigen seyn kann. 2) Schlingen, winden.[1642] Die Leinen schränken, bey den Jägern, sie über einander schlingen oder winden. Die Arme über oder in einander schränken. Die Freundschaft meiner Brust,


Die dieses schlechte Blatt um deine Kränze schränket,

Günth.


Im Hochdeutschen kommt es in dieser Bedeutung seltener vor. 3) Mit Schranken versehen, einen Platz schränken; eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Bedeutung, welche daselbst nur in den Zusammensetzungen beschränken, einschränken und umschränken, auch im figürlichen Verstande vorkommt. So auch das Schränken.

Anm. Im Nieders. schrenken. Da die schräge oder schiefe Richtung in allen Bedeutungen dieses Wortes die herrschende ist, so scheinet es mit schräge Eines Geschlechtes zu seyn, zumahl da das n ohnehin oft ein müßiger Begleiter der Gaumenluate ist. Für Schranken, eine Befriedigung oder ein Gestell, welches aus über das Kreuz gelegten Theilen bestehet, ist daher in manchen Fällen auch Schragen üblich. Ehedem wurde es auch figürlich theils für ausschweifen, theils auch für sich verstellen gebraucht, wovon Frisch Beyspiele anführet; Bedeutungen, welche in mehrern Fällen Figuren der schiefen Richtung sind. Bey dem Ottfried ist screnkan und biscrenkan binden, gleichsam enge einschränken, und Scrank das Gefängniß.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1642-1643.
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