Schurz, der

[1686] Der Schurz, des -es, plur. die Schurze, ein Wort, welches in einer doppelten Hauptbedeutung üblich ist.

1. Von einem Dinge, welches ein anderes zur Bedeckung oder zur Befestigung umgibt. 1) Im weitern Verstande, von einem jeden Dinge dieser Art; wo es doch nur noch in einigen einzelnen Fällen üblich ist. Im Bergbaue heißt eine Kette, welche um ein Gefäß gelegt wird, ein Schurz. Der Schurz am Dache ist in den Salzkothen der unterste Theil des Kothdaches, welcher stärker mit Stroh belegt, und mit einem Brete verwahret ist. In den Küchen und andern Feuerstätten ist der Schurz am Herde eine Art Rauchfanges in der Höhe rings um den Herd, welcher den Rauch fasset und ihn nach dem Schlunde der Feuermauer leitet; er wird auch der Sturz, ingleichen der Mantel genannt. 2) In engerer Bedeutung ist der Schurz eine Art des Kleidungsstückes, mit welchem man die Blöße des Unterleibes bedeckt, und welches gemeiniglich ganz um den mittlern Theil des Leibes gehet, und so wohl die Schamtheile als auch den Hintern bedecket. Sie flochten Feigenblätter zusammen und machten ihnen Schürze, (Schurze,) 1 Mos. 3, 7. Jesus nahm einen Schurz und trocknete damit die gewaschnen Füße der Jünger, Joh. 13, 4, 5. Der Schurz ist in den heißen Ländern am gewöhnlichsten, wo man wegen der Hitze nackend gehet, um die Schamtheile zu bedecken, da er denn gemeiniglich die Gestalt eines langen Tuches hat, welches man um den mittlern Theil des Leibes wickelt. Nachmahls pflegte man auch gewisse kurze Schürzen, besonders wenn sie um den ganzen Leib gingen, Schurze zu nennen, von welcher Art auch der Schurz an den ehemahligen Panzern ist. Die ähnlichen Bekleidungen vieler Arbeiter und Handwerker, welche nur den Vordertheil des Unterleibes bedecken, heißen jetzt Schürzen, und wenn sie von Leder sind Schurzfelle, so daß Schurz in dieser Bedeutung wenig mehr gehöret wird. Wenn die Jäger das kurze Büschel Haare des Rehwildbretes und in weiterer Bedeutung auch wohl den ganzen hintern Theil der Hirsche, Rehe und Thiere den Schurz nennen, so scheinet es eine Figur dieser Bedeutung zu seyn. In noch weiterm Verstande heißt in Franken der Kittel der Landleute ein Schurz, wo denn die allgemeine Bedeutung der Bedeckung hervorsticht. S. die Anm. zu Schürze.

2. Von einem Dinge, welches einem andern zum Bande, zur Verbindung dienet. 1) Eigentlich, wo es gleichfalls nur in einigen einzelnen Fällen vorkommt. Im Bergbaue nennet man die Kette über der Stürzbühne, womit die Tonnen gefangen werden,[1686] einen Schurz, welchen Nahmen auch die Kette vor dem Brennofen, worein die Krücke und der Bock gelegt werden, führet, ingleichen dasjenige Stück einer Kette, womit das Holz, welches aus der Grube geschaffet werden soll, zusammen geschürzet oder gerädelt wird. Eben daselbst heißen auch die Ketten an den Kunststangen in den Gruben, und die Ketten, welche bey in einander Fügung der Kunststangen außer den Gruben gebraucht werden, Schurze. 2) Figürlich, mehrere mit einander verbundene Dinge Einer Art; gleichfalls nur in einigen Fällen. In großen Landwirthschaften einiger Gegenden pflegt man die zu einem Hofe gehörigen Schweine nach dem Alter in mehrere Haufen einzutheilen, und jeden Haufen mit einer eigenen Stallung zu versehen. Ein solcher Haufen heißt alsdann ein Schurz. Bey gerichtlichen Taxationen der Landgüter, wo sich jeder Theil Taxatores wählet, pflegen sich diese wieder in Parteyen abzusondern, so, daß immer zwey und zwey (von jedem Theile Einer) das Vieh, das Getreide u.s.f. taxiren, und solche zwey Taxatores heißen in Sachsen gleichfalls ein Schurz.

Anm. In der ersten Hauptbedeutung lautet dieses Wort auch im Böhm. und Pohln. Ssorc, Szorc. Es gehöret hier ohne Zweifel zu Gurt, dem nur der zufällige Zischlaut mangelt. S. Schürze und Schürzen. In der zweyten Hauptbedeutung, besonders deren letztem Falle ist es mit Schar und ohne Zischlaut auch mit Herde verwandt. S. Schürzen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1686-1687.
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