Schurz, Karl

[83] Schurz, Karl, amerikan. Staatsmann, geb. 2. März 1829 in Liblar bei Köln, gest. 14. Mai 1906 in New York, studierte seit 1847 in Bonn Philologie und Geschichte, schloß sich an Kinkel an, nahm im Frühling 1849 an dem Sturm auf das Siegburger Zeughaus teil und begab sich dann nach Baden zu den Aufständischen. In Rastatt gefangen genommen, floh er in die Schweiz, begab sich aber im Sommer 1850 heimlich nach Berlin und befreite im November Kinkel aus seinem Gefängnis in Spandau. Hierauf ging er 1852 nach Amerika, wo er sich anfangs in Philadelphia, 1855 in Watertown (Wisconsin) niederließ. Er schloß sich der in raschem Emporkommen begriffenen republikanischen Partei an und trug zu deren Sieg bei den Wahlen von 1860 sehr viel bei; dafür ernannte ihn Lincoln zum Gesandten in Spanien. S. kehrte jedoch schon Anfang 1862 nach Amerika zurück, um in das Unionsheer einzutreten. Er nahm an den Gefechten bei Bull-Run, bei Chancellorsville, bei Gettysburg und an verschiedenen andern teil, kämpfte unter Hooker in Tennessee und führte bis zum Ende des Krieges eine Division. Hierauf gründete er die »Detroit Post«. 1867 ließ er sich in St. Louis als Miteigentümer und Redakteur der »Westlichen Post« nieder. 1868 von Missouri zum Senator gewählt, gehörte er zu den unabhängigen Republikanern und trat namentlich energisch gegen die Korruption unter Grant auf. 1875 versuchte er, aus den gemäßigten Elementen der Demokraten und Republikaner eine Reformpartei (»Mugwumps«) zu bilden, gab aber den Versuch noch vor der Präsidentenwahl 1876 auf. Als Minister des Innern unter Hayes (1877–81) bewährte S. seine Tüchtigkeit und seine redliche Gesinnung. Als Führer der Deutsch-Amerikaner stand er der Reformpartei nahe, ohne sich von den Republikanern zu trennen. Er veröffentlichte: »Speeches of Carl S.« (Philad. 1865), »Life of Henry Clay« (Boston 1887, 2 Bde.) und »Abraham Lincoln« (das. 1892). Nach seinem Tod erschienen »Lebenserinnerungen, bis zum Jahre 1852« (Berl. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 83.
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