Schwarm, der

[1715] Der Schwarm, des -es, plur. die Schwärme, von dem folgenden Zeitworte schwärmen. 1. * Das verworrene Geräusch einer ungeordneten Menge; ohne Plural. 1) Eigentlich; in welchem Verstande es doch im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. In einigen Provinzen sagt man noch, im Schwarme leben, in eben dem Verstande, in welchem man im Hochdeutschen sagt, im Sause und Brause leben, in lärmenden Ausschweifungen. 2) Figürlich ist der Schwarm ein Anfall verworrener Vorstellungen; eine im Hochdeutschen gleichfalls ungewöhnliche Bedeutung, in welcher man aber doch in einigen Gegenden sagt: einen Schwarm haben, bekommen, der Schwarm steigt ihm in den Kopf, wenn verworrene sinnliche Vorstellungen bey jemanden überhand nehmen, und[1715] sich durch äußere Handlungen verrathen. Im ähnlichen Verstande sagt man im Hochdeutschen ohne Zischlaut, den Wurm haben. Bey den Jägern bekommt der Leithund den Schwarm, wenn er durch fremde Witterung von dem Suchen auf der Fährte abgehalten wird. Von einem Schwärmer sagt man in manchen Gegenden, daß er einen Schwarm habe, wenn er verworrene Vorstellungen zum Bestimmungsgrunde seiner Urtheile und Handlungen annimmt. 2. Ein unordentlicher Haufe ein verworrenes Geräusch machender lebendiger Dinge. Ein Schwarm Bienen, ein Haufe bey einander lebender Bienen. In engerer Bedeutung pflegt man eine junge Bienen-Colonie, welche sich gemeinschaftlich von dem alten Stocke absondert, einen Schwarm zu nennen; Nieders. ein Swerk, in einigen Oberdeutschen Gegenden ein Würfling, ein Lösch, letzteres von lassen, welches in manchen Gegenden gleichfalls von dem Schwärmen der Bienen gebraucht wird. Einen Schwarm in einen Stock fassen. Siehe Vorschwarm und Nachschwarm. Ein unordentlicher Haufe lärmender Personen heißt gleichfalls ein Schwarm. Ein Schwarm Aufrührer, Betrunkener u.s.f. In noch weiterer Bedeutung, eine jede unordentliche Menge lebendiger Geschöpfe.


Ein Vogel aus Canaria

Ließ einst in Deutscher Luft sich nieder;

Gleich war ein Schwarm von Vögeln da,

Und musterte des Fremdlings Lieder,

Michälis.


Anm. In dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter Geswarme, in Baiern mit einem andern Endlaute Schwurbel, (im Nieders. ist swarven schwärmen,) im Nieders. in der zweyten Bedeutung Swerk, (S. Schwark,) im Angels. Swearm, im Engl. Swarm, im Schwed. Svärm. S. das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1715-1716.
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