Schweige, die

[1731] * Die Schweige, (Oberd. Schwaig,) plur. die -n, ein im Hochdeutschen längst veraltetes, aber noch in Baiern und andern Oberdeutschen Gegenden völlig gangbares Wort, welches daselbst in einer doppelten Bedeutung üblich. 1) Eine Herde, und in weiterer Bedeutung, eine jede Menge lebendiger Dinge. Kälber von der Sueigo genommenu, Notk. von der Herde. Die Stimme der Schweigen, in einer alten Bibel-Übersetzung bey dem Frisch. Der Propheten Schweigen oder Sammunge, eben daselbst, 1 Sam. 10. In einem alten Vocabulario von 1482 ist Sway oder Swayerey eine Herde Vieh, und Swayer der Hirt. 2) Ein Viehhof, wo Vieh gehalten wird, ein Vorwerk; in welchem Verstande es mit einem andern Endlaute auch Schwaid lautet.

Anm. Frisch läßt dieses Wort sehr unschicklich von Vacca abstammen. Es scheinet, daß der Begriff der Menge der Stammbegriff ist, der denn wieder als eine Figur der Bewegung, oder auch der Verbindung, Fügung, angesehen werden muß. Ohne Zischlaut gehöret auch unser Vieh, im Oberd. Viech, und in der zweyten Bedeutung auch das Lat. Vicus, mit zur Verwandtschaft, welches letztere eine Sammlung mehrerer Häuser oder Bewohner bezeichnen kann.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1731.
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