Seidel, das

[29] Das Seidel, des -s, plur. ut nom. sing. ein in verschiedenen Provinzen Deutschlandes übliches Maß, sowohl trockner, als flüssiger Dinge, welches aber von verschiedenem Gehalte ist. In dem Bergbaue einiger Gegenden, z.B. in den Eisenwerken zu Burg im Vogtlande, ist das Seidel, oder wie man es daselbst schreibt und spricht, das Seitel, ein großes Maß für die Eisensteine, Kohlen, u.s.f. welches 4 Kübel hält. Vier Seidel machen daselbst ein Fuder. S. 1 Saite. Am üblichsten ist es im Oberd. als ein gewisses Maß sowohl trockner als flüssiger Dinge, welches mit unserm Nößel überein kommt, und gemeiniglich die Hälfte eines Köpfes oder Maßes hält; ob man gleich in manchen Gegenden auch große Maße hat, welche vier Seidel halten. Es lautet daselbst auch Seidlein.

[29] Anm. Aus dieser letzten Form, von welcher Seidel nur zusammen gezogen zu seyn scheinet, erhellet, daß es eigentlich ein Diminutivum ist, und daß Seid oder Seit ehedem der Nahme eines Gefäßes gewesen, welches denn mit dem Nieders. Soot, ein Brunnen, dem Oberd. Siedel, eine Lade, unserm Schatz, in der alten Bedeutung eines Kastens, Schoß, dem Latein. Situla, Sitella, verwandt ist. S. 1 Saite.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 29-30.
Lizenz:
Faksimiles:
29 | 30
Kategorien: