Seihen

[36] Seihen, verb. reg. act. einen flüssigen Körper durch einen porösen festen laufen lassen, damit das darin befindliche Dicke oder Unreine zurück bleibe; welches in der Chymie filtrieren genannt wird. Die Milch durch ein leinen Tuch, den Wein durch Löschpapier, die Grütze durch den Durchschlag seihen. So auch das Seihen.

Anm. Im Angels. sigan und seon, im Nieders. sijen, im Schwedischen mit einer andern Ableitungssylbe Sila, womit das Latein. colare verwandt ist. Es ist das Factitivum von siegen in versiegen, so wie seigern das Factitivum von siekern ist, gehöret aber übrigens zu dem Geschlechte derjenigen Wörter, welche das Rinnen des Wassers nachahmen, wie seichen, u.s.f. In den gröbern Mundarten lautet dieses Wort, selbst im Hochdeutschen, seigen, daher Matth. 23, 24, wo Luther gesetzt hatte: Mücken seigen, d.i. seihen, und Kamehle verschlucken, in vielen Ausgaben irig dafür säugen gesetzt worden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 36.
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