Sprung, der

[247] Der Sprung, des -es, plur. die Sprünge, von dem Zeitworte springen. 1. So fern dasselbe einen Riß oder Bruch bekommen bedeutet, der auf solche Art entstandene und mit dem diesem Zeitworte eigenen Laute verbundene Riß oder Bruch. Das Glas hat einen Sprung.

2. Von springen, den Ort mit Erhebung des Leibes und Überschreitung der dazwischen befindlichen Räume verändern, diese Veränderung des Ortes; ingleichen der Raum, welchen man auf solche Art zurück leget.

(1) Eigentlich. Einen Sprung thun. Einen Sprung zum Fenster hinunter wagen. Ein gefährlicher Sprung. Es ist nur ein Sprung bis dahin. Allerley seltsame Sprünge machen. Ein Luftsprung. Figürliche Arten des Ausdruckes sind: Auf dem Sprunge stehen, im Begriffe stehen. Jemanden viele Sprünge machen, ihm viel zu schaffen machen. Jemanden auf die Sprünge, oder hinter die Sprünge kommen, hinter seine Schliche kommen, seine Rinke, Kunstgriffe entdecken. Jemanden[247] auf die Sprünge helfen, ihm die nöthigen Kunstgriffe, die Art und Weise des Verfahrens angeben. Wieder auf seine alten Sprünge kommen, auf seine vorige Art und Weise zu handeln. Keine großen Sprünge machen können, nichts Wichtiges aus Mangel der Hülfsmittel unternehmen können. (2) Figürlich. (a) Von großen Thieren, von welchen springen für befruchten üblich ist, ist der Sprung die Handlung des Befruchtens. Den Hengst zum Sprunge lassen. (b) Ein Bein des Vorderfußes an dem menschlichen und thierischen Körper, welches sich als eine Grundsäule unter dem Schienbeine befindet, mit seinen sechs Seiten an die nahe gelegenen Beine verbunden ist, und das Springen erleichtert und befördert; Talus, Astragalus, bey einigen der Lauf. Der Hasensprung, ein solches Bein von einem Hasen. (c) In der Sprungfischerey ist der Sprung, oder in einigen Gegenden der Sprang, diejenige Angel, welche bey dieser Art der Fischerey gebraucht wird. S. Sprungfischerey. (d) In den Künsten und Wissenschaften ist der Sprung die schnelle Begebung oder Richtung von einem Gegenstande auf einen andern entfernten mit Überschreitung der Stufen, oder der dazwischen zur Verbindung derselben dienenden Gegenstände, wodurch es von Schwung unterschieden ist. In der Musik werden daher alle Intervallen, welche weiter als eine Secunde von einander entfernt sind, Sprünge genannt, weil in denselben ein, zwey oder mehr Stufen der Tonleiter übersprungen worden. Der Übergang von einem Gedanken, von einem Satze zu einem entferntern, der keine sichtbare Verbindung damit hat, heißt gleichfalls ein Sprung. Die Natur thut keinen Sprung, alle natürliche Veränderungen geschehen nach und nach, durch gewisse unmerkliche Stufen, so daß keine davon überschritten wird. S. Springen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 247-248.
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