Stammeln

[280] Stammeln, verb. regul. act. & neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben bekommt, in Reden die Sylben abgebrochen, oder mit merklichen Zwischenräumen, und mit mehrmahliger Wiederhohlung einer und eben derselben Sylbe aussprechen, es geschehe nun aus natürlichem Unvermögen, oder aus heftiger Gemüthsbewegung. Das Kind kann noch nicht reden, es stammelt nur. Mit stammelnder Zunge. Dann wein ich und sinke hin, und stammle mein Erstaunen, dem, der die Erde schuf, Geßn. Sage ihm, daß diese sterbende Lippen für sein Wohl die letzten Gebete stammeln, von Brawe.


Doch du hörst auch das Lied, das Fromme Bewundrun dir stammelt,

Zach.


Daher das Stammeln.

Anm. In den gemeinen Sprecharten, besonders Nieder-Deutschlandes stammern, im Engl. to stammer, im Schwed. stamma, im Angels. stomettan. Frisch leitet es von stämmen, stehen machen, und mit demselben wie auch stottern, von stehen, Ihre aber von stumm, bey den Ulphilas stammuna her. Allein es scheinet so wie stottern eine Onomatopöie zu seyn, weil stammelnde Personen gern die Buchstaben m und t zu wiederhohlen pflegen. Übrigens ist dieses Wort der Form nach ein Iterativum, dessen Stammwort noch das Schwed. Stamma erhält. Stammeln und Stottern werden oft als gleich bedeutend gebraucht; indessen druckt das letzte doch mehr die Wiederhohlung einer und eben derselben Sylbe aus, ist auch mehr in gemeinen Leben, so wie stammeln mehr in der edlen Schreibart üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 280.
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