Stärken

[300] Stärken, verb. regul. act. stark, oder stärker machen. 1. In der eigentlichen Bedeutung dieses Wortes, wo es noch in einigen Fällen für steif machen oder steifen gebraucht wird. So stärken die Weber den Aufzug, wenn sie ihm mit einer Art Kleisters Steife und Stärke ertheilen, wofür doch in vielen Gegenden schlichten üblicher ist. Die Wäscherinnen stärken die Wäsche, wenn sie selbige mit Stärke steif machen. 2. In den figürlichen Bedeutungen des Wortes stark. (1) * In den beyden ersten der Dicke und der Zahl und Menge nach stärker machen; in welchen es aber veraltet[300] ist, indem dafür verstärken üblicher geworden. (2) Am häufigsten ist es in der vierten, mehr Stärke, oder einen beträchtlichen Grad der Kraft verleihen. Stärkende Arzeneyen, bey den Ärzten, welche die schwachen Fiebern des Körpers stärker machen. Von vielen Dingen, z.B. dem Weine, den Gewürzen u.s.f. sagt man, sie stärken den Körper, wenn sie nur die Nerven anspannen oder reizen. Ihr Umgang hat mich in der Tugend gestärket. In engerer Bedeutung ist stärken, Trost, ingleichen Munterkeit, Thätigkeit verleihen. Einen Bekümmerten durch seinen Zuspruch stärken. Jemanden im Guten stärken. So auch die Stärkung, nicht allein von der Handlung des Stärkens, doch nur im figürlichen Verstande, weil von der Wäsche das Stärken üblich ist; als auch von stärkenden Dingen, gleichfalls nur in der letzten figürlichen Bedeutung.

Anm. Bey dem Kero kestarachen, bey dem Notker sterchen. Ehedem gebrauchte man es auch für bestätigen.


Viel anders in der Schrift der Juden aufgemerket,

Wird duch Bezeugungen der Heiden auch gestärket,

Opitz.


Welche Bedeutung aber im Hochdeutschen veraltet ist. Vor Alters hatte man zu diesem Activo auch das Neutrum starken, stark werden, wovon das Intensivum erstarken noch im Oberdeutschen gangbar ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 300-301.
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