Strang, der

[423] Der Strang, des -es, plur. die Stränge. 1. Im engsten Verstande, ein Strick, so fern derselbe zum Ziehen dienet. Die Glockenstränge, womit die Glocken gezogen werden. Die Stränge am Wagen, an einem Pfluge, woran die Pferde ziehen. Seinen Strang ziehen, im gemeinen Leben, das Seinige thun. Wenn alle Stränge zerreißen, im höchsten Nothfalle. Sie ziehen alle Einen Strang, sie arbeiten gemeinschaftlich, sind in einer Sache einig. 2. Zuweilen auch ein jeder Strick, doch im Hochdeutschen nur noch von dem Stricke, womit Übelthäter gehenket werden, da es denn auch von der Strafe des Henkens oder des Galgens gebraucht wird. Einen Dieb mit dem Strange vom Leben zum Tode bringen. Mit dem Strange hingerichtet werden. Jemanden zum Strange verurtheilen, ihm den Strang zuerkennen, Er hat den Strang verdienet. Im Niedersächsischen wird auch die Nabelschnur, ingleichen eine Schnur Perlen, Granaten u.s.f. um den Hals ein Strang genannt, so wie im Oberdeutschen auch eine Strähne Garn ein Strang heißt.

Anm. Im Nieders. Angels. Schwed. und Ißländ. Sträng, im Engl. String, im Ital. Stringa, im Slavon. Strona, Struna, S. Strähne. In der ersten Bedeutung ist der Begriff des Anstrengens oder Ziehens, in der zweyten weitern aber der verwandte Begriff der Ausdehnung in die Länge der herrschende. Zur ersten gehöret auch das Lat. stringere, zur zweyten aber Strang, wenn es in einigen Oberdeutschen Gegenden eine Furche bedeutet. Bey dem Tschudi und andern Schweizerischen Schriftstellern wird es auch von dem Arme eines Flusses oder des Meeres gebraucht. S. Strick.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 423.
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