Trichter, der

[676] Der Trichter, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Trichterchen, Oberd. Trichterlein, ein hohles Werkzeug in Gestalt eines Kegels, mit einer weiten Öffnung und engen Röhre am Ende, flüssige oder auch aus kleinen Theilen bestehende feste Körper dadurch in ein Gefäß zu bringen. Durch einen Trichter gießen oder schütten. Ein blecherner, gläserner, hölzerner Trichter. Der große hölzerne Trichter in den Mühlen, das Getreide dadurch auf den Stein zu schütten, ist unter dem Nahmen des Rumpfes am bekanntesten, so wie man einen großen Trichter von einer andern Gestalt in den Brauhäusern auch das Füllfaß nennet, weil er aus einem oben offenen Fasse mit einem hohlen Fuße bestehet, das Bier dadurch in die Fässer zu füllen. Figürlich ist der Trichter oft eine kegelförmige Öffnung, deren Spitze nach unten gekehret ist; z.B. in der Ingenieurkunst, der Trichter einer Mine, die kegelförmige Öffnung oder Gruft, welche die gesprungene Mine durch den Auswurf der Erde verursacht, welche auch wohl der Auswurf genannt wird.

Anm. In einigen gemeinen Mundarten Trächter, in Nieders. Trechter, in Böhm. Trychtyr, im Isländ. Trekt, im Schwed. Tratt. Einige haben es sehr gezwungen von dem Lat. Traiectorium abgeleitet. Die Endsylbe -er, ist die Ableitungssylbe, welche so wohl ein Werkzeug, als auch ein Subject, bedeutet. Das vorher gehende t kann ein Zeichen eines Intensivi seyn. Trichter scheinet entweder überhaupt den Begriff eines hohlen Raumes oder Gefäßes zu haben, da es denn mit Truhe und Trog verwandt seyn würde, oder auch ein Werkzeug bedeuten, durch welches etwas läuft, da es denn von triefen sich nur im Endlaute, und von dem veralteten richan, fließen, laufen, ruere, regen, sich nur durch das vorgesetzte vermuthlich intensive oder factitive t unterscheiden würde. In einigen Gegenden ist Rechter ein Sieb, welches zu Räder und 2 Reiter gehöret, S. diese Wörter.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 676.
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