Umsonst

[818] Umsónst, adverb. 1. Eigentlich, ohne Lohn, ohne Vergeltung. Jemanden etwas umsonst geben. Einem umsonst dienen. Ich habe es nicht umsonst, ohne Geld. Ich mag nichts umsonst haben. Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch wieder, Matth. 10, 8. 2. In weiterer Bedeutung, ohne Nutzen, ohne die verlangte Wirkung hervor zu bringen; vergebens. Umsonst ist ihre Arbeit, Weish. 3, 11. Es ist umsonst, daß ihr früh aufstehet, Ps. 127, 2. Das sollst du mir nicht umsonst gesagt haben, nicht ohne Nutzen. Es ist alles umsonst, daß ihr früh aufstehet, Ps. 127, 2. Das sollst du mir nicht umsonst gesagt haben, nicht ohne Nutzen. Es ist alles umsonst, es hilft nichts mehr. Die Thränen ihres Sohnes fließen alle umsonst, Dusch. Umsonst ging die folgende Sonne für uns auf, umsonst hatten wir diesen Tag hergeseufzet, eben ders. Es ist umsonst, Gegenliebe erzwingen zu wollen. Er würde zu bedauern seyn, wenn er eine so weite Reise umsonst hätte thun sollen, Gell. 3. Zuweilen auch, ohne Absicht. Die Obrigkeit trägt das Schwert nicht umsonst, Röm. 13, 4. Ich[818] habe das nicht umsonst gesagt, nicht ohne Absicht. In der Welt ist nichts umsonst und ohne Nutzen.

Anm. Im Schwabenspiegel, wo dieses Wort zuerst vorzukommen scheinet, umbsust, Nieders. umsus. Schwed. omsonst. Wachter hatte den seltsamen Einfall, sonst sey in dieser Zusammensetzung aus so ni ist zusammen gezogen. Frisch leitet es von dem Franz. sans, Ital. senza, her, so daß umsonst so viel als um nichts bedeute; allein, ohne und nichts sind zweyerley: wenn aber ja der Begriff des ohne hier in Betrachtung kommen muß, so ist unser sonder, wovon sonst abstammet, näher. Ihre glaubt, das Wort habe ehedem ohnsonst, unsonst gelautet, und die letzte Hälfte sey das alte Sone, bey dem Ulphilas Sauns, Vergeltung. Was diese Ableitung einiger Maßen bestätiget, ist, das umsonst bey dem Notker ungemiete, ungelohnt, im Tatian uzan mieta, und im Angels. on ceapunga lautet. Allein, so lange die Schreibart umsonst nicht bewiesen werden kann, müssen wir wohl bey unserer Partikel sonst bleiben, welche eigentlich eine Absonderung bezeichnet, und ehedem auch wohl so viel wie nichts bedeutet haben kann, so wie man für umsonst im gemeinen Leben noch jetzt um nichts sagt. Dieses sonst heißt im Niedersächsischen sus und umsonst gleichfalls umsus.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 818-819.
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