Ursprung, der

[968] Der Ursprung, des -es, plur. die -sprünge, welcher Plural doch seltener gebraucht wird, ob er gleich sonst untadelhaft ist. 1. Der erste Anfang, das Entstehen, Entspringen eines Dinges, und die Art und Weise, wie es entstehet. Im eigentlichsten Verstande ward daher eine Quelle, ein Ursprung genannt, in welcher Bedeutung es schon bey dem Notker vorkommt, und noch im Schwedischen gangbar ist. Im Deutschen gebraucht man es im weitesten Verstande, von dem ersten Entstehen eines jeden Dinges. Der Ursprung eines Flusses, der Ort, wo er entspringet, dessen Quelle. Der Ursprung einer Stadt, ihr erstes Entstehen. Seinen Ursprung von etwas haben, herhaben, hernehmen. Alle Dinge haben ihren Ursprung von Gott. Den Ursprung, auch wohl die Ursprünge einer Sprache untersuchen, von welcher und wie sie entstanden ist. Den Ursprung einer Krankheit erforschen. 2. Figürlich auch die wirkende Ursache eines Dinges, wie Quell und Quelle. Gott ist der Ursprung alles Guten. Du bist der Ursprung alles meines Unglücks.

Anm. Diejenigen, welche in der Partikel ur keine andere Bedeutung als des ersten kannten, haben auch dieses Wort durch den ersten Sprung oder Anfang erkläret. Allein, diese Bedeutung hat sie zwar in einigen, aber bey weitem nicht in allen Zusammensetzungen. Auch in dieser ist ur gewiß nichts anders als er oder ent, und Ursprung stammet noch von dem veralteten Neutro urspringen her, welches schon in dem Isidor a springan lautet, und wofür wir jetzt entspringen sagen. Daher heißt auch im Dänischen der Ursprung Oprindelse.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 968.
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