Verzweifelt

[1190] Verzweifelt, -er, -ste, adj. et adv. welches eigentlich das Mittelwort der vergangenen Zeit des vorigen Zeitwortes ist, aber vornehmlich als ein eigenes Bey- und Nebenwort in figürlichem Verstande gebraucht wird, da es denn in hohem Grade böse, arg, verwirret u.s.f. bedeutet, in allen den Fällen, wo man diese Begriffe auf eine gleichgültige Art, ohne verhaßten Nebenbegriff ausdrucken will; eigentlich so beschaffen, daß man an dessen Besserung verzweifelt. Ein verzweifelt böser Schade, Jer. 30, 12; oder auch ein verzweifelter Schade. Ein verzweifelt böser Schmerz, V. 15. Die Sache hat eine verzweifelte Lage bekommen. Er empfing uns verzweifelt kaltsinnig. Mit deinem verzweifelten Geplauder verderbst du mir immer die klügsten Einfälle, Weiße. Es ist doch eine verzweifelte (äußerst bedenkliche) Sache[1190] um die liebe Tugend, eben ders. In den gemeinen Sprecharten hat man dafür die gleichbedeutenden vertrackt, verhenkert, verzwickt, und im Niederdeutschen verdullt (von toll,) und vermuckt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1190-1191.
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