Woge, die

[1591] Die Woge, plur. die -n, ein vornehmlich in der höhern Schreibart übliches Wort, eine große Welle zu bezeichnen. Er breitet aus den Himmel allein, und gehet auf den Wogen des Meeres, Hiob. 9, 8.

Anm. Im Nieders. Wacht, im Fries. Wag, bey den ältern Oberdeutschen Schriftstellern Wag, im Angels. Waeg, im Schwed. Wäg, bey dem Ulphilas Vegs, im Franz. Vague, welche insgesammt theils eine Woge, theils die Fluth, theils ein Wasser und Wasser überhaupt bedeuten. In manigero wazzero wage, in vieler Wasser Fluthen, Notker. An einem wage, an einem Wasser, Paren. Tyrol. Die Fische in dem Wage, im Schwab. Spieg. Man siehet sehr bald, daß die Bewegung der herrschende Begriff ist, daher dieses Wort zu wegen in bewegen gehöret. Auf ähnliche Art heißt eine Woge im Engl. Wave, von dem alten weben, bewegen. Im Nieders. hingegen ist Wagt, sowohl eine Wasserwoge, als eine Wippe, und eine Wage am Wagen, alle von bewegen. Der Unterschied zwischen Welle und Woge gründet sich auf den Bau des Wortes; jenes ist der Form nach ein Intensivum oder Iterativum, dieses nicht allein nicht, sondern es druckt durch das tiefere und gedehnte o und durch den einfachen Gaumenlaut schon etwas Großes und Langsames aus.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1591.
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