Ziel, das

[1710] Das Ziel, des -es, plur. die -e, im Oberd. die -er. 1. Das bestimmte Ende eines Raumes, die Gränze. Unserm Leben ist ein Ziel gesetzt, welches wir nicht überschreiten können. Das Lebensziel. Einem Maß und Ziel setzen, ihm Gränzen vorschreiben, ihn in einer Sache einschränken. Das Ziel überschreiten, die vorgeschriebenen Gränzen überschreiten. 2. Eine zu einer gewissen Handlung vorgeschriebene oder bestimmte Zeit, ein Termin; nur im Oberdeutschen, besonders von Zahlungs-Terminen. In drey Zielen bezahlen, in drey Terminen. Bey dem Reichskammergerichte bedeutet es zugleich die Summe, welche ein Reichsstand in jedem Termine zur Unterhaltung des Kammergerichtes zu bezahlen hat, da es denn im Plural die Zieler lautet. S. Kammerziel. 3. Der Körper, das Ding, nach welchem man zielet. Nach dem Ziele schießen, werfen, laufen, nach einem ausgesetzten Körper. Ein Ziel setzen, oder stecken. Das Ziel treffen, verfehlen. Einem das Ziel verrücken, auch figürlich, seine Absicht vereiteln. In weiterer Bedeutung ist das Ziel der Gegenstand, worauf man seine Wünsche, sein Bemühen richtet. Das ist das Ziel meiner Wünsche. Wir streben alle nach einem Ziele. Hierher gehöret vermuthlich auch die figürliche R.A. sich zum Ziele legen, sich nach eines andern Absicht bequemen, sich gleichsam nach dem Ziele seiner Wünsche fügen.

Anm. Bey dem Notker und andern alten Oberdeutschen Schriftstellern Zil, in den Slavonischen Mundarten Cyl, Cil, im Angels. Tell. Es ist noch ungewiß, ob es mit dem Griechischen τελος, das Ende, verwandt, oder mit dem folgenden zielen, ein Intensivum von sehen, ist. In dem letzten Falle müßte die dritte Bedeutung als die erste und eigentliche betrachtet werden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1710.
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