Zucken

[1743] Zucken, verb. regul. welches auf gedoppelte Art gebraucht wird.

1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, eine kurze geschwinde Bewegung machen. Zucke nicht! Wenn du zuckest, so u.s.f. Der Theil, womit diese Bewegung geschiehet, bekommt die Präposition mit; mit dem Munde, mit den Fingern, mit den Füßen zucken. Daher die Zuckung, plur. die -en, welches besonders von solchen unwillkührlichen Bewegungen der Theile des Leibes gebraucht wird, welche Latein. Convulsionen[1743] heißen, und welche zu Verzuckungen werden, wenn sie einen Theil des Leibes entstellen. Zuckungen bekommen.

2. Als ein Activum, mit einer kurzen geschwinden Bewegung ziehen, in welcher Gestalt es ehedem üblicher war, als jetzt, und oft für ziehen überhaupt gebraucht wurde. Der große Strom hat uns hinab gezuckt, Opitz. Der Held hort den knall, sich tuckhet, und seinen koph an sich zucket, Theuerd. Jetzt sind dafür ziehen, reißen, u.s.f. üblich, und man gebraucht zucken als ein Activum nur noch theils von den Achseln, theils von dem Degen, oder Schwerte. Die Achseln zucken, die Achseln zum Zeichen der Bedenklichkeit, eines geheimen Mißfallens, des Mitleidens u.s.f. schnell in die Höhe ziehen, welches man in Oberdeutschland die Achseln schupsen nennet. Das Schwert zucken, den Degen zucken, zum Schaden thun bewegen.


Das schon gezuckte Schwert

Starrt in des Würgers Hand,

Wiel.


Daher das Zucken.

Anm. Von des Ottfrieds Zeiten an zucken, im Nieders. tucken. Es ist ein Intensivum von ziehen, welches durch den kurzen Ton zugleich die Kürze der Bewegung ausdruckt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1743-1744.
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