Der Anabaptist

[50] Der Anabaptist, a. d. Griech. ein Wiedertäufer. Die Anabaptisten waren eine christliche Religionspartei,[50] die sich bald nach Luthers Reformation hervorthat, und eine ganz neue, von allen Fehlern gereinigte Kirche herzustellen suchte, welche aus lauter Frommen bestehen müsse, bei welcher folglich alle Obrigkeiten und Strafen, die nur um der Bösen willen eingeführt worden, wegbleiben müßten. Wer in ihre Gemeinschaft aufgenommen werden wollte, wurde von ihnen wiederum getauft; daher der Name Anabaptisten oder Wiedertäufer. Nach den abscheulichen Auftritten, welche die aus den Niederlanden nach Münster gekommenen Wiedertäufer im Jahr 1534 – 36 machten (über diese Geschichte ist Schlötzers Neujahrsgeschenk für einen Deutschen Knaben, 1. St. Göttingen 1784, lesenswerth), und dem schrecklichen Ausgang derselben gerieth diese Partek in große Bedrängniß; sie fand aber einen Wiederhersteller an Menno Simonis, einem katholischen Priester, dessen Jünger von ihm den Namen Mennonisten führen. Sie theilten sich hierauf ist zwei Secten, in die Groben und in die Feinen. Sie fanden zuerst einen sichern Aufenthalt in Holland; auch haben sie sich an einigen Orten Deutschlands, in Preußen, in der Schweiz, in England und in dem Amerikanischen Neuengland festgesetzt. Sie leben ruhig, jedoch machen ihnen einige den Vorwurf der Freiheitsschwärmerei.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 50-51.
Lizenz:
Faksimiles:
50 | 51
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika