Bailly

[111] Bailly. Dieser um die Französische Revolution so verdiente Mann war einer der ersten, welche sich dem Hofe widersetzten, der erste Maire von Paris (er ward es den 15. Jul. 1789), welcher Ludwig XVI. auf dem Rathhause die Revolutions-Cocarde zum Aufstecken gab. Allein auch er fiel durch den Haß der Jacobiner; er wurde beschuldigt, er sei dem König verkauft gewesen, und starb, mit den größten Beschimpfungen, unter der Guillotine. Ob die Beschuldigungen der Jacobiner gegen ihn gerecht waren, hierüber ist man leider eben so wenig einig, als über die Charaktere so vieler Helden der Revolution. Während ihn einige als einen echten Freund der Freiheit, einen höchst rechtschaffenen Mann schildern, and eben hieraus den Haß der Jacobiner gegen ihn erklären, der sich schon seit der mißlungenen Flucht des Königs, vorzüglich aber seit er mit Lafayette einen Aufruhr zu Paris gestillt, geäußert habe, erklären ihn andre für einen höchst ehrgeitzigen Heuchler, welcher als Maire, wie sich Girtanner ausdrückt, sich die Uneinigkeiten zu Nutze zu machen suchte, um alle Gewalt an sich zu reißen, und sich zum Könige von Paris aufzuwerfen.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 111.
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