Die Bastille

Die Bastille, (sprich Bastillje) ein berühmtes ehemahliges altes Schloß zu Paris, mit acht Thürmen, die oben mit einer fortlaufeuden Terrasse bedeckt waren, auf welcher dreizehn Kanonen standen. Carl V. ließ es gegen die Engländer errichten. Hugo Aubricot, Stadtmajor und Oberhaupt der Kaufleute zu Paris, legte 1369 den ersten Grundstein dazu, und hatte das Schicksal, selbst als Gefangener hinein gesetzt zu werden; ein Schicksal, das er mit dem Erfinder der Guillotine gemein hat. Schon seit langer Zeit wurden die Thürme derselben als Gefängniß, vorzüglich für Staatsverbrecher und solche, welche man zu Staatsverbrechern machte oder machen zu können wünschte, gebraucht. Die Geschichte derselben ist oft bloß die Geschichte der gemißhandelten, unterdrückten Menschheit. Die Französische Nation schrie schon längst uber diese Ungerechtigkeit, bis sie endlich die Bastille zu Anfang der Revolution, den 14. Jul. 1789, zerstörte. Die Eroberer der Bastille werden die Männer des 14. Juli genannt. Der letzte Gouverneur de Launoy zeigte sich dabei sehr feig und unentschlossen, da sich hingegen der Schweizer Lieutenant Flue und seine Schweizer sehr tapfer bewiesen. »Die Eroberung der Bastille (sagt Girtanner mit Recht) war nicht sowohl der Tapferkeit der Belagerer als dem Mangel an Gegenwart des Geistes bei dem Gouverneur [129] zuzuschreiben. Ja, sie blieb, nachdem sie erobert worden, lange unbesetzt, so daß sie mit leichter Mühe hätte wieder eingenommen werden können.« Noch in demselben Jahre wurde die Bastille dem Erdboden gleich gemacht. Die Wirkungen der Zerstörung der Bastille auf die Französische Freiheit hat Chodowiecki (in dem Götting. Taschen-Cal. 1792) sehr glücklich unter dem Bilde der hinter diesen Ruinen aufgehenden Sonne vorgestellt. Ueber die Opfer des Despotismus in der Bastille besitzen wir mehrere auch ins Deutsche übersetzte Nachrichten. Die ansehnlichsten und wichtigsten [129] Papiere der Bastille befinden sich in der Bibliotheque de la Commune in Paris, wo sie, seit dem 7. Dec. 1791, Mittwochs und Sonnabends von 9 – 1 Uhr jedermann durchlesen kann.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 129-130.
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