Condorcet

[285] Condorcet, ein ehemaliger Französischer Marquis, Mitglied der legislativen Nationalversammlung des Convents, und mehrerer gelehrten Gesellschaften, Z. B. der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, die ihm jedoch, wegen seiner zweideutigen Gesinnungen, im Jahr 1793 auf der Liste ihrer Mitglieder ausstrich. Condorcet zeichnete sich durch mathematische, politische und historische Schriften aus. Am merkwürdigsten ward darunter sein letztes Werk (Esquisse dʼun tableau historique des progrés de lʼesprit humain), das er, aller litterärischen Hülfsmittel beraubt, einzig und allein aus der Fülle seiner Gedanken binnen 10 Monathen in einem abgelegenen Hause in Paris ausarbeitete, wo ihn ein Frauenzimmer, mit der größten Gefahr ihrer eigenen Sicherheit, nach seiner Verbannung aus dem Convent, aus welchem er mit den übrigen Girondisten den 31. Mai 1793 gestoßen worden war, verborgen hielt. Es glückte ihm nachher verkleidet aus Paris zu entkommen, aber in der Nähe des Landguthes, wohin er sich zu einem alten Freunde begeben wollte, wurde er durch seine eigne Unvorsichtigkeit entdeckt, und in einen Kerker geworfen. Den andern Tag fand man ihn todt darin, und aller Wahrscheinlichkeit nach hatte er das Gift genommen, welches er auf so einen Fall immer bei sich trug. Im Laufe der Revolution ward Condorcet durch sein schwankendes Betragen allen Parteien verdächtig, und ein neuer Constitutions-Entwurf, den er dem Convente vorlegte, fand deßwegen keinen Beifall. S. Constitution.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 285.
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