Egypten

[376] Egypten, das östlichste Land in Afrika, welches durch die Landenge von Suez mit Asien zusammen hängt. Der Flächeninhalt desselben beträgt über 6250 Quadratmeilen. Der östliche Theil des Landes ist gebirgig, und der westliche ein sandiges Steppenland; der mittlere aber, das so genannte Nilthal, wird von den jährlichen Ueberschwemmungen des Nils, die durch viele Canäle [376] verbreitet werden, und den Mangel des Regens ersetzen, dergestalt befruchtet, daß er das schönste Getreide, Reiß, Zuckerrohr, Flachs und andere Gewächse in großem Ueberfluß hervorbringt. Außerdem hat Egypten eine beträchtliche Hornvieh-und Schafzucht, viele Esel und Bienen. Merkwürdig ist auch die Papierstaude, ein Schilfgewächs des Nils, aus deren Marke schon in den ältesten Zeiten Papier verfertigt wurde. Die ursprünglichen Einwohner sind die Kopten, die sich zwar zur christlichen Religion bekennen, aber höchst unwissend sind; nächst diesen giebt es hier noch viele Araber, Türken, Juden und Europäer. Die Oberherrschaft der Pforte, welche Egypten anerkennen muß, wird durch die stets unruhigen Beys sehr eingeschränkt. Die Egyptier waren in den frühsten Zeiten die cultivirteste Nation, berühmt durch ihre Gelehrsamkeit, Gesetze und Religion, die Lehrer der Juden und Griechen. Noch jetzt zeugen verschiedne Trümmer, die ungeheuern Pyramiden, die Obeliske, die Mumien von ihrer ehemaligen Größe und Geschicklichkeit. Niebuhr und Bruce haben uns sehr schätzbare Nachrichten über Egypten geliefert.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 376-377.
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