Halle

[159] Halle, mit dem Beinamen in Sachsen oder im Magdeburgischen, nächst Magdeburg die größte und volkreichste Stadt im Herzogthum Magdeburg; sie liegt am rechten Ufer der Saale, ist der Sitz einer berühmten von Friedrich I. gestifteten und 1694 eingeweihten Universität (nach ihrem Stifter die Friedrichs-Universität genannt), und zählte 1782 20,149 Einwohner, unter welchen sich 820 Studenten befanden. Außer der Universität, bei welcher sich ein vortreffliches theologisches Seminarium befindet, ist noch das berühmte Waisenhaus in der Vorstadt Glaucha (s. Franke) mit einer Buchdruckerei, Buchhandlung, dem großen Speisesaal (worin 700 Waisenknaben, Schüler, Lehrer und arme Studenten Mittags und Abends unentgeldlich gespeist werden etc.) und das königliche Pädagogium für junge Adeliche und Bürgerliche, eben daselbst, merkwürdig. Ueberdieß sind noch zwei Gymnasien, auch ein freies weltlichadeliches Fräuleinstift in Halle. Berühmt ist das hiesige Salzwerk; gewiß eins der ältesten in Deutschland. Die Eigenthümer der Kothen oder Sohlengüter heißen Pfänner, und gehörten ehedem sämmtlich zum [159] Adel; die Arbeiter hingegen werden Halloren genannt, und machen, als Abkömmlinge der Wenden, eine besondere Classe der dasigen Einwohner aus, die selten außer ihrem Stande heirathet. Die Hauptnahrung der Stadt besteht vorzüglich in dem eben erwähnten Salzwerk, dem Gewinn von der Universität und in verschiedenen Gewerken und Fabriken, unter welchen die Stärkefabriken vorzüglich wichtig waren, es aber jetzt weniger sind. Uebrigens sind die Ruinen des Schlosses Giebichenstein (s. Ludwig der Springer) unweit Halle, und drei Stunden von Halle das Bad Lauchstädt sehenswerth.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 159-160.
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