Die Instrumental-Musik

[234] Die Instrumental-Musik wird gewöhnlich der Vocal-Musik entgegengesetzt, und man versteht darunter solche Tonstücke, bei welchen, mit Hinweglassung aller Sing-Musik, bloß durch Instrumente Melodie und Harmonie in Ausführung gebracht werden (z. B. in Sinfonien, Quartetten, bei Tänzen, Märschen etc.), da hingegen zur Vocal-Musik menschliche Stimmen erforderlich sind. Wenn man annimmt, daß die Stimme des Menschen das vornehmste ist, wodurch leidenschaftliche Töne hervorgebracht werden können (m. s. den Art. Gesang); wenn man den Reitz, den Eindruck derselben auf die Empfindung Anderer, das Anziehende, das in dem Gesange für unsre Organe liegt, gegen die unarticulirten Töne der Instrumente hält: so ist es leicht zu begreifen, welchen Vorzug die Vocal- vor der Instrumental-Musik haben muß, oder wie sehr diese erst durch Verbindung mit jener gewinnt und in ihre volle Wirkung tritt. Indeß gewährt auch in der Instrumental-Musik die Reichhaltigkeit an Passagen, der Umfang der Töne, welche die menschliche Stimme nie so umfassen kann, die Abwechselung der Figuren, selbst auch die Fertigkeit, mit welcher sich der Spieler in Concerten, Quartetten, Sonaten u. dergl. zeigen kann, ebenfalls viele eigenthümliche Schönheiten, zumahl wenn solche Instrumente dabei vorkommen, die am meisten fähig sind, den Gesang der menschlichen Stimme nach allen Modificationen der Töne nachzuahmen.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 234.
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