Das Intervall

[235] Das Intervall, (Musik) der Abstand eines höhern Tons von einem tiefern, oder der Sprung, den die Stimme von den tiefern zu den höhern Tönen zu machen hat. Bei der unendlichen Anzahl der Intervallen, die zwischen dem tiefsten vernehmlichen Tone und dem höchsten eintritt, giebt es besonders zwei Hauptgattungen: 1) solche, die nach dem gegenwärtigen Tonsystem als Stufen im Gesange in ganzen und halben Tönen wirklich vorkommen, und in Rücksicht auf ihre Wirkung in Consonanzen (deren Verhältniß zu einander leicht zu fassen ist, die an sich schon in Ruhe setzen und keiner weitern Auflösung bedürfen)[235] und Dissonanzen (deren Verhältniß schwer zu fassen ist, und welche erst noch eine Folge, eine Auflösung in eine Consonanz erwarten lassen) eingetheilt werden; 2) solche, deren Abstand weniger als einen halben Ton beträgt, welche größten Theils bloß zur Kenntniß des Systems und zur Beurtheilung der Harmonie dienen, und zur Berichtigung von jenen (die als wirkliche Stufen dienen) angewendet werden, ob sie gleich im Gesange selbst nicht vorkommen, oder dem Gehör durch einen merklichen Abstand von Höhe und Tiefe fühlbar werden. – Bei jenen Intervallen wird der Hauptton, aus welchem gespielt wird, mit 1 (Prime) bezeichnet, und nun die andern Stufen (die Secunde, Tertie etc.) der Reihe nach mit den Zahlen, wie sie aufwärts nach einander folgen. – Wenn aber die Töne das Intervall der Octave überschreiten, und also eigentlich die None, Decime, Undecime etc. ausmachen: so pflegen die Neuern dieselben alsdann wieder (wiewohl mit Ausnahme einiger Fälle, wo die alten Namen beibehalten werden müssen) mit 1. 2. 3. etc. zu bezeichnen; diese werden alsdann doppelte oder zusammengesetzte Intervalle, jene aber, welche nicht weiter als um eine Octave von einander entfernt sind, oder den Umfang derselben nicht überschreiten, einfache Intervalle genannt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 235-236.
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