Licinius Lucullus

[419] Licinius Lucullus, ein berühmter Römischer Feldherr, der in dem Kriege gegen den Mithridates, den König von Pontus, mit vielem Glück commandirte, und nachher in Rom einen glänzenden Triumph feierte. Er kehrte alsdann in den Privatstand zurück, und wurde wegen des ungeheuern Aufwandes berüchtigt, den er trieb. Es wurde den spätern Römischen Schlemmern schwer, ihm hierin gleich zu kommen; denn seine prächtigen Gärten und Landhäuser lieferten in Ueberfluß alle Gegenstände des ausschweifendsten Luxus; und was noch fehlte, wurde ohne Ersparung der Kosten aus den entferntesten Gegenden herbeigeschafft. Lucull hatte auf seinen Feldzügen unermeßliche Schätze erbeutet, und mit Hülfe dieser unversiegbaren Quelle befriedigte er die sonderbarsten Launen seines Geschmacks. Sein größtes Verdienst hierin bestand unstreitig in der Verpflanzung des Kirschbaums aus Asien nach Europa, welche ihm durchgängig zugeschrieben wird. Die Landhäuser, die er anlegen ließ, übertrafen an Pracht und Ueppigkeit die glänzendsten königlichen Palläste in der neuern Zeit. Er ließ Seen ausgraben, und bei Neapel künstliche Schleusen in das Meer hinausführen, um seine Fische, die er mit der größten Sorgfalt unterhielt, mit Seewasser zu versehen. Wegen dieser künstlichen Anlagen im Meer nannte ihn Pompejus den Römischen Xerxes. Um die Wissenschaften hatte er doch wenigstens das Verdienst, daß er eine sehr ansehnliche Bibliothek anlegte, und den Gebrauch derselben mit großmüthiger Uneigennützigkeit Jedermann verstattete.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 419.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: