Licinĭus [1]

[523] Licinĭus, berühmtes röm. plebejisches Geschlecht, stammte wahrscheinlich aus Etrurien. Merkwürdig:

1) C. L. Calvus Stolo, stellte 376 als Volkstribun zusammen mit seinem Kollegen L. Sextius folgende drei Gesetzesanträge (leges Liciniae): 1) es soll kein römischer Bürger über 500 Morgen Ackerland vom ager publicus besitzen, und keiner soll von großem Vieh über 100, von kleinem über 500 Stück auf die Gemeindetrift treiben; 2) was die verschuldeten Plebejer bis jetzt an Zinsen bezahlt haben, soll vom Kapital abgezogen und der Rest der Schuld in drei gleichen Raten innerhalb dreier Jahre abgezahlt werden; 3) einer der Konsuln soll immer ein Plebejer sein. Erst nach zehnjährigem Kampfe (367) wurden die Anträge zu Gesetzen erhoben, damit aber war die Gleichstellung der Patrizier und Plebejer im wesentlichen erreicht.

2) C. L. Macer, Volkstribun 73 und als solcher eifriger Verfechter der Sache des Volkes, erhielt die Prätur und dann eine Provinz, wurde aber wegen Erpressung 66 vom Prätor Cicero verklagt und verurteilt, worauf er sich selbst den Tod gab. Er verfaßte eine verloren gegangene römische Geschichte von den ältesten Zeiten an, die sich von den frühern dadurch abhob, daß in ihr häufig auf Urkunden Bezug genommen wurde; die Glaubwürdigkeit derselben wird freilich von Mommsen u.a. angefochten.

3) C. L. Maeer Calvus, Sohn des vorigen, geb. 82 v. Chr., gest. vor 47, wird sowohl als Redner wie als lyrischer Dichter gerühmt. In ersterer Eigenschaft gehörte er der attischen Schule an, die im Gegensatz zu Cicero nach einer einfachern und knapperen Redeweise strebte, seine Poesie war der des ihm befreundeten Catullus ähnlich und am meisten ebenbürtig. Eine Sammlung der dürftigen Bruchstücke seiner Gedichte enthalten L. Müllers Ausgabe des Catull (Leipz. 1870) und Bährens' »Fragmenta poetarum romanorum« (das. 1886).

Außerdem zählte das Licinische Geschlecht noch mehrere namhafte Männer mit den Familiennamen Crassus, Lucullus, Murena (s. d.), Nerva. Auch der Dichter Archias (s. d.) führte diesen Geschlechtsnamen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 523.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: