(Das Herzogthum) Mailand

[27] (Das Herzogthum) Mailand, in Ober-Italien, eins der schönsten und fruchtbarsten Länder, mit ungemein vielen Seen, reichen Producten und einer beträchtlichen Handlung, machte bis jetzt (denjenigen Theil, welcher davon dem Könige von Sardinien gehört, ausgenommen) mit dem Herzogthum Mantua die Oesterreichische Lombardie aus: als aber in dem Französischen Kriege das Beispiel der Cispadanischen Republik den Lombarden Lust machte, mit Buonaparteʼs Hülfe auch eine Transpadanische zu errichten, und die Siege dieses großen Feldherrn denselben in den Stand setzten ihren Wunsch zu erfüllen; so wurde bald nach den bei Leoben abgeschlossenen Friedenspräliminarien die Lombardie als Republik proclamirt, [27] erhielt jedoch den Namen der Cisalpinischen, und wurde anfangs durch die meisten Theile der Cispadanischen Republik vergrößert, dann (zu Folge des Friedensschlusses bei Udine, Art. 8.) ganz mit dieser vereinigt (Man vergleiche hiermit den Artikel Bologna in den Interims-Nachträgen zum zweiten Theile). Das bisherige Oesterreichische Mailand hat über eine Million Einwohner; das Stuck von Mailand, welches Sardinien gehört, ist nicht unbeträchtlich. – Der erste Herzog von Mailand war Johann Galeazzo Visconti; Kaiser Wenzel machte ihn 1395 dazu: und der Hauptfond des Herzogthums bestand aus einer Menge der schönsten und blühendsten Lombardischen Städte, in welchen die Visconti theils durch Fehden, theils durch Begünstigungen der Bürger und des Kaisers die höchste Macht erhalten hatten. Der Mannsstamm des Visconti starb jedoch bald aus (1447); und wiewohl nun Frankreich die nächsten Verwandtschafts-Ansprüche auf Mailand hatte, so gelang es doch dem Franz Sforza, dem Gemahl einer natürlichen Tochter des letzten Visconti (1450), dieses schöne Land für sich und seine Familie zu erhalten. Doch behauptete sich diese nur bis zu Ende des 15. Jahrhunderts ununterbrochen darin; denn seit Ludwig XII. von Frankreich seine Ansprüche 1499 geltend zu machen anfing, die sein Nachfolger Franz I. noch eifriger verfocht – wodurch Italien zu Anfange des 16. Jahrhunderts der Schauplatz eines verheerenden Krieges zwischen Frankreich und Spanien oder dem Kaiser ward, welche beide durchaus Land darin haben wollten (s. Carl V.) – war Mailand wechselsweise im Besitz der Franzosen und der Sforzaʼs. Als Franz I. im Madriter Frieden (1526) alle Italiänischen Besitzungen aufgeben mußte, und 1535 mit Maximilian Sforza (welcher Mailand vom Kaiser als Reichslehn erhielt) der Sforzische Mannsstamm ausstarb, gab Carl V. dasselbe seinem Sohn Philipp II. von Spanien, bei welcher Krone es auch bis an den Spanischen Successionskrieg blieb, durch den es an Oesterreich kam, welches jedoch i. J. 1735 und 1743. Stücke davon an Sardinien überließ.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 27-28.
Lizenz:
Faksimiles:
27 | 28
Kategorien: