Minerva

[135] Minerva (Mythol.) war bei den Griechen (bei denen sie Athene und Pallas hieß) und bei den Römern die Göttin der Weisheit und, nebst Mars, Vorsteherin des Krieges. Die ältere Fabel macht sie zur Tochter des Jupiters, aus dessen Haupte sie schon völlig erwachsen entsprungen sein soll; die neuere giebt ihr noch eine Mutter, Metis. Sie erfand eine Menge Künste und weiblicher Arbeiten, lehrte in Attika die Cultur des Oelbaums (welcher ihr geheiligt ist), durfte wegen dieses wohlthätigen Geschenks nach dem Ausspruch der Götter der Stadt Athen ihren Namen geben, um welche Ehre sie mit Neptun stritt. Hier wurden auch ihr zu Ehren große Feste, die Pauathenäen gefeiert. Sie war sehr tapfer; beim Homer überwindet sie im Trojanischen Kriege selbst den Mars, und sie half durch ihren Muth dem Jupiter und andern Göttern die Giganten besiegen. Ihre Sinnbilder sind der Hahn und die Nachteule; durch letztere wird die Scharfsichtigkeit und das nächtliche Studiren, durch ersteren das frühe Wachen und die Gabe des Vorhersehens angezeigt. Die Dichter sagen, daß sie in beständiger Jungfrauschaft gelebt habe. Ihr Bild, welches Palladium genennt wird, ist folgendes: sie wird als eine schöne junge Jungfrau mit männlich ernsthaftem Gesicht und himmelblauen Augen gemahlt, mit Panzer, Helm, Schild und Spieß. Deu Helm umwindet ein Olivenkranz, und auf demselben ruht ein Sphinx oder auch eine Eule; auf dem Harnisch oder Schilde, welches Aegide genennt [135] wird, ist der Kopf der Medusa mit Schlangenhaaren; und neben ihr sitzen die ihr geweihten Vögel, der Hahn und die Eule.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 135-136.
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